Von der Redaktion
Newtown. Der Ortsname der Stadt im kleinen US-Bundesstaat Connecticut reihte sich am 14. Dezember 2012 als jüngster Eintrag in die unrühmliche Liste der Schulmassaker der letzten Jahre ein: Dunblane, Columbine, Erfurt, Virginia Tech, Winnenden, Newtown.
Wie bei den vorangegangenen Tragödien löste das grausame Gemetzel an 20 Erstklässlern, ihren Lehrerinnen und anderem Schulpersonal eine landesweite Diskussion über die Ursachen solcher Attentate und deren zukünftige Verhütung aus. US-Präsident Barack Obama versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um eine Verschärfung der amerikanischen Waffengesetze zu ermöglichen. Ein hoher Vertreter der nationalen Vereinigung der Polizeigewerkschaften Amerikas schlug eine Parallelrichtung ein. Er fragte seine Mitbürger, ob es jetzt nicht an der Zeit wäre, über die Verherrlichung der Gewalt in den Unterhaltungsmedien nachzudenken.
Die Tragödie in Newtown schlug auch diesseits des Atlantiks hohe Wellen. Das Aktionsbündnis „Amoklauf Winnenden“ gab bekannt, das Massaker zum Anlass zu nehmen, sich für bessere Kontrollen einzusetzen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) betonte, dass noch immer nicht alle Schulen ein eigenes Alarmsignal für Amokläufe eingeführt haben – eine Forderung, die nach Winnenden gestellt wurde.
In den USA meinen manche Beobachter, nach dem Massenmord von Newtown ist das Maß der Empörung in der Bevölkerung endgültig voll. Man hofft diesmal auf Veränderungen.
Die große Anteilnahme hat zum Teil mit dem Alter der Opfer zu tun. In der Woche nach dem Attentat zeigten die Medien Szenen von den Beisetzungen der Kinder. Der Anblick der geschmückten Kindersärge und die Trauerrede von Präsident Obama bei der ökumenischen Gedenkfeier bewegten viele. Der Präsident las die Namen aller 20 Kinder vor und stellte fest, sie würden keinen Schulabschluss und auch keine Geburtstage mehr feiern können.
Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Ermordeten. Wir denken aber auch an die namenlosen Opfer des 14. Dezember 2012 in den USA, die überhaupt keinen Geburtstag erleben durften. Es waren die 3300 abgetriebenen Kinder, die den täglichen statistischen Durchschnitt von Amerikas Abtreibungen darstellen. Für jeden Tag des Jahres 3300 Opfer, die das Tageslicht der Welt nicht erblicken durften, weil zumindest ein Elternteil sie nicht wollte. 3300 Opfer, die deshalb keine Geburtstage feiern werden.
Wir denken ebenfalls an die 500 namenlosen Opfer in Großbritannien und die 300 namenlosen Opfer in Deutschland, die der tägliche numerische Durchschnitt von Abtreibungen in diesen beiden Ländern sind – Länder, die in den letzten Jahren ein Schulmassaker erlebt haben. Wir trauern um alle vorzeitig gestorbenen Kinder, die keinen Schulabschluss und keine Geburtstage feiern werden.
Bei allem Mitgefühl für die Opfer in Newtown trauern wir um die Wertevorstellungen unserer westlichen Gesellschaft. Wir messen mit zweierlei Maß, indem wir menschliches Leben vor der Geburt anders werten als menschliches Leben nach der Geburt. Dieser jämmerliche Umstand lässt uns mit Inbrunst beten: „Dein Reiche komme.“