In diesem Jahr jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum einhundertsten Mal und lässt manchen die Frage stellen, wie es damals dazu kommen konnte. Noch wichtiger sind aber die Nachwirkungen des Kriegs, die Einfluss auf unsere Zukunft haben werden.
Von Paul Kieffer
„La Grand Guerre“, so nennen ihn die Franzosen. Für ihre britischen Alliierten war er „The Great War“. Der Ausbruch des großen Kriegs, des Ersten Weltkriegs, jährt sich in diesem Sommer zum einhundertsten Mal und liefert seit Wochen Stoff für Sondersendungen im Fernsehen und literarische Analysen.
Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo war der Auslöser für den bis dahin verheerendsten Krieg der Geschichte. 40 Länder waren direkt oder indirekt an dem Konflikt beteiligt, in dessen Verlauf fast 70 Millionen Soldaten zur Verfügung standen (Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich und Irina Renz, Hrsg., UTB Verlag, Paderborn, 2009, Seite 664).
Für Europa bedeutete der Erste Weltkrieg das Ende einer Ordnung, die mehr als eintausend Jahre Bestand gehabt hatte. Die überwiegende Mehrheit der mehr als neun Millionen Gefallenen starb in Europa, davon die meisten auf den grausamen Schlachtfeldern in Frankreich. Am bekanntesten ist wohl Verdun, das 1916 zehn Monate lang umkämpft war, ohne dass eine entscheidende Verschiebung des Frontverlaufs erzielt werden konnte.
Heute fällt es einem schwer, sich die Brutalität des damaligen Geschehens vorzustellen, als die fruchtbaren Gefilde Lothringens mit Blutvergießen überzogen wurden. Vor Verdun, einer der ältesten Städte Frankreichs, lieferten sich französische und deutsche Truppen erbitterte Gefechte. Berge, Festungen und andere starke Stellungen wechselten mehrmals den Besitzer; mal gewannen die Deutschen und mal die Franzosen die Oberhand.
Viele Kämpfe gab es um die unterirdischen Festungen Douaumont und Vaux. Diese riesigen Anlagen aus Spannbeton verfügten über mit 155- und 75-Millimeter-Kanonen bestückte Gefechtstürme, die in Schießstellung oberhalb der Erde hinaufgefahren und zum Schutz der Schießmannschaft wieder nach unten gefahren werden konnten. In den unterirdischen Räumen wurden Hunderte von Soldaten untergebracht, um diese Kanonen und die vielen Maschinengewehre und Beobachtungsglocken, die diese Festungen so abweisend machten, zu bedienen.
Allein vor Verdun sollen schätzungsweise eine Million Männer ums Leben gekommen sein. Weniger als ein Viertel davon konnten aber identifiziert und in einem Namensgrab bestattet werden.
Die unvorstellbaren Todeszahlen sind auf die modernen Waffen zurückzuführen, die zum ersten Mal in der Geschichte im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden. Das Maschinengewehr, zum Beispiel, ließ jeden Frontalangriff zum Himmelfahrtskommando werden. Da aber keine der beiden Seiten eine bessere Taktik kannte, warfen sie immer mehr junge Männer vor den Sensenmann in der Hoffnung, ein paar Meter Boden zu gewinnen.
Mit Giftgas bestückte Artilleriegranaten schlugen Tausende mit Blindheit, Atemversagen und Verbrennungen nieder, und die Sprengkraft anderer Geschosse war weitaus größer als je zuvor. Manche Dörfer in der Nähe von Verdun – so Fleury, Douaumont und Vaux – wurden derart zugerichtet, dass selbst die Fundamente der Gebäude nicht mehr aufzufinden waren. Kein Stein blieb auf dem anderen liegen und jegliche Vegetation wurde ausgelöscht.
Das sinnlose Sterben und die Erosion des Glaubens
Nach dem Krieg hat man unzählige unidentifizierbare Leichen von den Schlachtfeldern geborgen und gemeinsam in einem großen Mahnmal untergebracht, das auf Französisch Ossuaire („Beinhaus“) heißt. Kleine Gucklöcher auf Augenniveau ermöglichen dem Besucher einen Blick auf die Gebeine von mehr als 130 000 ehemaligen Soldaten. Auf einem nahegelegenen Hügel steht der ernüchternde Kriegsfriedhof Douaumont, wo 15 000 gefallene Franzosen in schnurgeraden Reihen ihre letzte Ruhe gefunden haben. In der Umgebung von Verdun finden sich insgesamt 72 Kriegsfriedhöfe: 43 französische, mit über 80 000 Toten, und 29 deutsche mit knapp 55 000 Gefallenen.
„Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war“, meinte Kaiser Wilhelm II. anlässlich der Mobilmachung des Deutschen Reichs am 1. August 1914. Ähnliche Aufrufe hörte man in Frankreich und England.
Bei den vielen Kriegstoten auf beiden Seiten, ohne dass ein eindeutiger Sieg zustande kam – Beispiel Verdun –, könnte man meinen, dass sich Gott mit der Entscheidung schwergetan haben muss, für welche Seite er Partei ergreifen sollte. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Soldaten in den Gräben der einen Seite Angehörige der gleichen christlichen Konfession waren wie ihre Gegner auf der anderen Seite.
Mit der steigenden Zahl der Kriegstoten wich die anfängliche Begeisterung für den Krieg, die teilweise vom religiösen Eifer angefacht wurde, der ernsthaften Frage, warum Gott das sinnlose Leiden zuließ. In seinem Buch The Future of Christianity schreibt der Geisteswissenschaftler David L. Edwards: „Im modernen Zeitalter der Wissenschaft zeigt die Erfahrung in Europa mehrmals, dass der Glaube an Gott von Leiden überwältigt werden kann“ (Seite 339).
„Der Erste Weltkrieg war die große [religiöse] Katastrophe. Er richtete weniger materiellen Schaden an als der Zweite Weltkrieg, doch der Schaden bezüglich des Christentums war sehr viel größer. Die Kirchen hatten ihre Gläubigen ermutigt, für Sieg und Sicherheit zu beten, nur um dann herauszufinden, dass eine Giftgaswolke alle Lehren verdüsterte, die noch in Friedenszeiten so hell zu leuchten schienen. Dieser Krieg schädigte die alte Lehre der Kirchen sehr, nach der Gott alles unter Kontrolle hatte“ (ebenda, Seite 306-307).
Seitdem sind viele Europäer zu dem Schluss gekommen, dass der Glaube an Gott nicht verteidigt werden kann. Agnostizismus ist überall in Europa anzutreffen. Selbst für viele europäische Christen ist ihre Religion manchmal oberflächlich, eine Formsache, um den Erwartungen der Familie oder des Bekanntenkreises gerecht zu werden.
Heutige europäische Konfessionsangehörige sind oft mit den Grundwahrheiten der Bibel nicht vertraut oder mit grundlegenden Aussagen ihrer Kirche nicht einverstanden. Nach einer Umfrage des Nachrichtenmagazins Focus kennt z. B. weniger als die Hälfte der Konfessionschristen in Deutschland den Inhalt der Zehn Gebote „gut“. Die Bergpredigt von Jesus Christus ist nur 17 Prozent dieser Menschen bekannt. Anders ausgedrückt: Einhundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist der Durchschnittseuropäer ein biblischer Analphabet.
Der Nahe Osten als ständiger Unruheherd
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende Mai die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums zum Krieg eröffnete, betonte sie, dass die Europäische Union die entscheidende Lehre aus der leidvollen Geschichte des Kontinents sei. Heute herrsche in Europa die Stärke des Rechts und nicht mehr das Recht des Stärkeren, so die Kanzlerin.
Dass die europäische Geschichte in den letzten einhundert Jahren von dem Ersten Weltkrieg und dessen Folgen geprägt wurde, liegt auf der Hand. Dass die seit Jahrzehnten anhaltende Instabilität im Nahen Osten als Folge des Ersten Weltkriegs angesehen werden kann, ist weniger Menschen bekannt.
Vor nur einem Jahrhundert war der Nahe Osten „ein relativ friedliches Gebiet, in dem sich die Geschichte, wie auch alles andere, nur langsam fortbewegte“ (A Peace to End All Peace, David Fromkin, 1989, Seite 25). Zu jener Zeit kümmerten sich nur wenige im Westen „darum, was in den behäbigen Reichen des osmanischen Sultans oder der persischen Schahs vor sich ging . . . Die Leidenschaften, die jetzt Truppen und Terroristen dazu antreiben, zu töten und getötet zu werden und damit weltweit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, waren noch nicht geweckt worden“ (ebenda).
Ein Blick auf die Landkarte vermittelt uns Verständnis. „Die politische Landschaft des Nahen Ostens sah anders aus als heute. Israel, Jordanien, Syrien, der Irak und Saudi-Arabien haben damals nicht existiert“ (ebenda). All diese Gebiete waren Teil des Osmanischen Reiches. Auch Jerusalem selbst war seit 1517 ein Teil dieses Reiches.
Vor dem Ersten Weltkrieg dominierte das Osmanische Reich den Nahen Osten und regierte über die dortigen Länder, deren Namen uns heute vertraut sind: die heutige Türkei, den Libanon, Syrien, Irak, Kuwait, Jordanien und Israel. Diese Region wurde von einem untergehenden Reich regiert, in dem unterschiedliche Völker in relativer Harmonie miteinander lebten. Ungefähr 40 Prozent der Bevölkerung waren Türken und 40 Prozent waren Araber.
Die restlichen Bewohner des Reiches stellten eine Mischung aus unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen dar, wobei Armenier und Juden den größten Bevölkerungsanteil ausmachten. Ohne den Ersten Weltkrieg hätte dieser Zustand vielleicht noch wesentlich länger angedauert. Aber das alles sollte sich bald ändern.
Der Wendepunkt für den Nahen Osten war der Erste Weltkrieg. Die Briten, Franzosen und Russen waren gegen die zentraleuropäischen Mächte Deutschland und Österreich-Ungarn verbündet. Zu Beginn des Krieges war nicht klar, welche Seite das Osmanische Reich unterstützen würde. Sowohl die Briten als auch die Deutschen umwarben die Türken. Am Ende entschloss sich der Sultan dafür, den deutschen Kaiser zu unterstützen. Es war ein fataler Entschluss, der am Ende zur Geburt von vielen neuen Nationen führen sollte – und zu einer anscheinend endlosen Reihe von kriegerischen Auseinandersetzungen.
Das Osmanische Reich zerbrach in der Folge des Krieges. Es war während des 19. Jahrhunderts bereits im Niedergang und hatte schon die Unabhängigkeit eines großen Teils seiner Gebiete erlebt. Die Pariser Friedenskonferenz von 1919-1920 sollte aber eine noch weit größere Zersplitterung bewirken.
Es war diese Friedenskonferenz, die den modernen Nahen Osten geschaffen hat – und praktisch alle Konflikte in der Region im Laufe der letzten neun Jahrzehnte initiiert hat. Der britische Feldmarschall Archibald Wavell, der in Palästina diente, bezeichnete die Konferenz treffend als „einen Frieden, der allen Frieden beenden wird“. Das ist genau das, was sie erreichte: die Verwandlung einer behäbigen und relativ ruhigen Region in das gefährlichste Gebiet der Welt. Auch wenn Konflikte in anderen Regionen von Zeit zu Zeit die Schlagzeilen beherrschen, bleibt der Nahe Osten die bei Weitem größte Bedrohung für den Weltfrieden.
Die Entstehung des Zankapfels Israel
Eine der Nationen, die aus dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches als Folge des Ersten Weltkriegs hervorgingen, war der jüdische Staat Israel. Kaum jemandem ist diese entscheidende Tatsache bewusst: 1900 Jahre nach den Tagen Jesu Christi war die Hoheit der Juden über einen Teil des Nahen Ostens für die Erfüllung biblischer Prophezeiungen notwendig.
Im Kampf gegen die Osmanen sagte der britische Außenminister Sir Arthur Balfour 1917 die Unterstützung Großbritanniens für die Schaffung einer jüdischen Heimat in Palästina zu. In der sogenannten Balfour-Deklaration stellte die britische Regierung fest: „Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nichtjüdischen Gemeinschaften in Palästina bzw. die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte“ (2. November 1917).
Als die Balfour-Deklaration veröffentlicht wurde, waren die Osmanen noch die herrschende Macht in Jerusalem. Um die Schaffung einer jüdischen Heimat in Palästina fördern zu können, mussten die Briten die Hoheit über diese Region erlangen. Anfang Dezember 1917, nur einen Monat nach der Balfour-Deklaration, vertrieb die britische Armee die Türken aus Jerusalem.
Bei der Friedenskonferenz von Paris, die zur Unterzeichnung des Versailler Vertrages führte, wurden die arabischen Delegierten hintergangen, als die siegreichen Alliierten das Osmanische Reich in britische und französische Einflusssphären aufteilten. Der neugegründete Völkerbund gab den Briten formell das Mandat zur Herrschaft über Palästina, Transjordanien und den Irak. Theoretisch hätten die Briten die Absichtserklärung ihres Außenministers Balfour sofort umsetzen können.
Das britische Mandat für Palästina sollte sich aber in den nächsten Jahren als unlösbares Problem erweisen. Eine Zeit lang erlaubten die Briten eine unbegrenzte jüdische Einwanderung, die jedoch zu einem Aufschrei unter den Arabern führte. Aus Angst vor einer jüdischen Machtübernahme forderten die Araber die Einstellung der jüdischen Einwanderung.
Dieser Forderung kamen die Briten auch nach. Aber das geschah ausgerechnet kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, in dessen Verlauf im Holocaust Millionen von Juden ermordet wurden. So war die Fluchtmöglichkeit nach Palästina für die von den Nazis verfolgten Juden abgeschnitten.
Während der drei Jahrzehnte, in denen die Briten Palästina kontrollierten, veränderte sich zudem die politische Landkarte der Region. Die Ägypter erlangten 1922 ihre Unabhängigkeit, der Irak 1932. Trotzdem behielt Großbritannien in beiden Ländern großen Einfluss. Der Libanon wurde 1941 von Frankreich unabhängig. Syrien folgte fünf Jahre später, im Jahr 1946, dem gleichen Jahr, in dem die Briten einen unabhängigen palästinensisch-arabischen Staat schufen, indem sie Transjordanien (das später auf Jordanien verkürzt wurde) seine Unabhängigkeit gewährten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war ein erschöpftes Großbritannien nicht in der Lage, den Frieden zwischen den Arabern und Juden länger aufrechtzuerhalten. Jüdische Terroristen hatten das „King David“-Hotel, das britische Militärhauptquartier in Jerusalem, in die Luft gesprengt. Fast 100 britische Soldaten kamen dabei ums Leben.
In Großbritannien gab es keine Unterstützung mehr dafür, das Leben der eigenen Soldaten zu riskieren, um einen Frieden zwischen verfeindeten Gruppierungen aufrechtzuerhalten. Die Briten unterrichteten die kurz zuvor gegründeten Vereinten Nationen, die Nachfolgeorganisation des Völkerbundes, dass sie sich innerhalb von sechs Monaten aus Palästina zurückziehen wollten.
Die Vereinten Nationen stimmten dafür, Palästina unter den Arabern und Juden aufzuteilen, wobei Jerusalem eine internationale Stadt werden sollte. Die Israelis akzeptierten diesen Plan, die Araber lehnten ihn aber ab. Als das britische Mandat endete, verkündeten die jüdischen Führer in der Nacht des 14.-15. Mai 1948 die Geburt der unabhängigen jüdischen Nation Israel. Innerhalb weniger Stunden griffen Armeen von fünf umliegenden arabischen Staaten Israel an, fest dazu entschlossen, den neuen Staat zu vernichten.
Der Krieg dauerte bis zum Beginn des nächsten Jahres. Während seines Verlaufs gewann Israel zusätzliche Gebiete zu dem Land, das ihm durch die UN-Resolution zugestanden worden war. Die meisten Araber in diesen Gebieten verließen ihre Heimat. Seit dieser Zeit gelten sie als Flüchtlinge und leben in provisorischen Siedlungen in der Westbank, in Gaza, dem Libanon, in Syrien, Jordanien und Ägypten. Drei weitere Kriege zwischen Israel und seinen Nachbarn folgten.
Diese Region, einst ein „politischer Hinterhof“ von nur geringem Interesse für den Westen und relativ friedlich zur Zeit der osmanischen Herrschaft, ist dazu bestimmt, der Mittelpunkt einer letzten weltweiten Krise zu werden. Sie wird die verhängnisvollen Ereignisse einleiten, welche die Menschheit an den Rand der Vernichtung führen und unsere Welt für immer verändern werden.
Die Prophezeiungen der Bibel sagen eine einflussreiche jüdische Präsenz in der Endzeit im Nahen Osten voraus. Der alttestamentliche Prophet Sacharja prophezeite für die Zeit, in der Jesus Christus auf Erden zurückkehrt, ein Ereignis, das offensichtlich noch in der Zukunft liegt. Sehen Sie hier seine Worte:
„Ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem . . . Und der Herr wird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden, wie er zu kämpfen pflegt am Tage der Schlacht. Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin“ (Sacharja 14,2-4).
In Kapitel 12 bezieht sich Sacharja spezifischer auf Juda und Jerusalem: „Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten für alle Völker ringsumher, und auch Juda wird’s gelten, wenn Jerusalem belagert wird“ (Vers 2; alle Hervorhebungen durch uns).
Diese Prophezeiungen sind noch nicht erfüllt worden. Der Ausgang des Ersten Weltkriegs bereitete die Bühne für deren Erfüllung vor.
Religiöse Verführung und Unkenntnis der Bibel
Das Buch der Offenbarung zeigt aus mehr als einer Perspektive heraus die Entstehung bzw. das Auftreten eines riesigen, endzeitlichen Reiches, das von einer großen Stadt aus regiert wird. Gott nennt sie „das große Babylon“ (Offenbarung 17,5. 18). Es wird die letzte Wiederbelebung des Römischen Reiches sein, die dazu bestimmt ist, die dominierende Supermacht der Welt zu werden.
In Kapitel 17 sehen wir, wie die Prophezeiungen über dieses endzeitliche Römische Reich mit der Wiederkehr Jesu Christi ihren Höhepunkt finden. In den Versen 12-14 lesen wir: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier . . . Die werden gegen das Lamm [Jesus Christus] kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden.“ Bei dieser Beschreibung handelt es sich eindeutig um zukünftige Ereignisse.
In Offenbarung 13 finden wir eine weitere Beschreibung dieses endzeitlichen Römischen Reiches als eine Kombination der vier Tiere (Reiche) aus dem Buch Daniel, gefolgt von diesen prophetischen Worten: „Einer der Köpfe des Tieres sah aus, als hätte er eine tödliche Wunde erhalten; aber die Wunde wurde geheilt. Die ganze Erde lief dem Tier staunend nach“ (Vers 3; Gute Nachricht Bibel).
Wir lesen auch, dass dieses „Tier“ sich mit einem falschen religiösen System und einer populären und mächtigen religiösen Figur verbünden wird, die einen großen Einfluss auf die Massen und ihre Führer ausüben wird (Verse 11-18; Offenbarung 17).
Wie wird dieser charismatische religiöse Führer die Massen dazu bringen, seinen Einfluss zu akzeptieren? Er wird von Satan manipuliert und ermächtigt werden: „Und es [das zweite Tier bzw. der religiöse Führer] tut große Zeichen, sodass es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen; und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist“ (Offenbarung 13,13-14). Diese spektakulären Wunder werden viele überzeugen. In Wahrheit werden sie aber durch das betrügerische Wirken Satans zustande kommen.
Später beschreibt Johannes diesen mächtigen religiösen Führer als „der Lügenprophet, der im Auftrag des Tieres die großen Wunder getan hatte“ (Offenbarung 19,20; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Dieser Prophet ist anscheinend das Oberhaupt der falschen Religion, die in Offenbarung 17 durch die Hure dargestellt wird, die auf dem Tier reitet.
Leider wird die Verführung durch diesen Mann Millionen von Menschen erfassen. Ihre Unkenntnis der Bibel wird verheerende Auswirkungen haben. Wenn dieser charismatische, Christus scheinbar nachahmende Führer in Erscheinung treten wird, werden die Massen ihm aufgrund der Wunder, die er mit Satans Hilfe wirkt, glauben. Diese Menschen kennen Gottes Warnung nicht, dass Wunder allein kein Beweis für göttliches Eingreifen und seine Führung sind (5. Mose 13,2-4).
Die allgemeine Unkenntnis der Bibel im heutigen Europa, dem Mittelpunkt der kommenden letzten Wiederbelebung des Römischen Reiches, ist zu einem wesentlichen Teil auf die Ablehnung des Glaubens zurückzuführen, die als Folge des Ersten Weltkriegs einsetzte.
Hundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wirkt jener Konflikt heute noch nach – im Nahen Osten und in der weitverbreiteten Säkularisation Europas. Beides wird noch großen Einfluss auf unsere Zukunft haben. Zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere kostenlose Broschüre Biblische Prophezeiung: Ein Blick in Ihre Zukunft?, die wir Ihnen auf Anfrage gern zusenden.