Fragen Sie sich manchmal, warum Sie auf Ihrem Weg mit Gott nicht so recht vorankommen? Wenn Sie Gott nicht mehr so nahe sind, wie Sie es einst waren, gibt es einen Weg zurück!
Von Robin Webber
Wie viele Schlager hat es in den letzten Jahrzehnten gegeben, in denen die Hoffnung auf ein Wiederaufflammen einer erkalteten Liebesbeziehung besungen wurde? Nicht nur moderne Liedtexte haben dieses Motiv zum Inhalt: In Romanen, Gedichten und Opern finden wir – und das seit Jahrhunderten – diesen Ausdruck unserer menschlichen Erfahrung.
Vor 1900 Jahren erwähnte Jesus Christus eine nachlassende Liebe einer anderen Art: die Liebe zu Gott. In einem Sendschreiben an die Christen in Ephesus gegen Ende des ersten Jahrhunderts beklagte Jesus deren Verlust der „ersten Liebe“ (Offenbarung 2,4). Jesus erkannte, dass seine Aufforderung „Folgt mir nach!“ ihnen nicht mehr so wichtig war wie zu Beginn der christlichen Ära.
Alle Christen werden Prüfungen und Anfechtungen erleben: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“ (Apostelgeschichte 14,22). In Ephesus hatten solche Erlebnisse anscheinend den christlichen Eifer gedämpft. Bis auf Johannes waren die ersten Apostel alle tot, manche Glaubensbrüder und -schwestern hatten der Gemeinde den Rücken gekehrt und der römische Kaiser Domitian hatte eine groß anlegte Christenverfolgung eingeleitet. Am wichtigsten war jedoch, dass Jesus noch nicht wie verheißen zurückgekehrt war. So war der Verlust an Eifer nur allzu verständlich.
Die Christen in Ephesus hatten jedoch einen gravierenden geistlichen Fehler gemacht. Sie ließen zu, dass ihre Beziehung zu Gott mit der Zeit nicht mehr in erster Linie eine Sache des Herzens war, sondern sich zunehmend an den äußeren Umständen orientierte.
Kommt das Ihnen bekannt vor? Christi Sendschreiben an die Epheser des ersten Jahrhunderts ist nicht lediglich eine antike Flaschenbotschaft, die an unser Ufer des 21. Jahrhunderts gespült wurde. Stattdessen ist es eine zeitlose Herausforderung an alle Christen, die Flamme der ersten Liebe am Lodern zu erhalten.
Jesus weiß genau, wo wir sind
Vielleicht kommen Sie sich als Christ allein gelassen vor. Sie fragen sich, warum Sie auf Ihrem Weg mit Gott nicht so recht vorankommen, und deshalb sind Sie entmutigt.
Christi Botschaft über die nachlassende Liebe ist eine andere als in manchen modernen Liedtexten. Er findet sich nicht einfach mit der Situation ab und er möchte auch, dass wir nicht resignieren. In Offenbarung 2, Vers 1 erfahren wir, dass Jesus derjenige ist, „der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern“. Damit wird seine ständige fürsorgliche Gegenwart in seiner Gemeinde symbolisiert.
Diese Symbolik ergänzt die Verpflichtung Jesu gegenüber den Berufenen, die er zur Zeit seines irdischen Wirkens betont hatte: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich’s auferwecke am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,39).
Er weiß genau, wie es um uns bestellt ist. Er weiß genau, was wir brauchen, um unsere Beziehung zu unserem himmlischen Vater zu pflegen und zu stärken. Er weiß auch, dass der Erfolg dieser Beziehung sich nicht auf menschliche Gefühle gründet, sondern auf Gedanken und Taten, zu denen der heilige Geist uns befähigt.
Unser Weg mit Gott soll uns ihm kontinuierlich näher bringen – unsere Liebe zu ihm soll wachsen!
Was ist die „erste Liebe“?
Was sollen wir unter der „ersten Liebe“ verstehen? Es ist die Begeisterung, die wir erleben, wenn Gott uns den Sinn für seine Wahrheit durch seinen Geist öffnet – Prinzip für Prinzip, Wahrheit für Wahrheit. Es ist die Begeisterung und die tief empfundene Dankbarkeit, wenn wir verstehen, was Gott für uns durch den Tod seines Sohnes getan hat. Es ist die Erkenntnis, dass Jesu Sühneopfer uns etwas ermöglicht, was wir selbst sonst nie geschafft hätten: die Versöhnung mit Gott, dem Vater, womit der Grundstein für unsere Beziehung zu ihm gelegt wird.
Es ist unsere offenherzige Annahme der Offenbarung Gottes, die zuvor durch irreführende Traditionen und Lehren blockiert war.
Es ist unser klares Bewusstsein, dass wir Gottes Weg nur mit seiner Hilfe gehen können, wohin er uns bis zum Ende unseres Lebens führen mag. Dieser Weg setzt viel mehr als nur vorübergehende Vernarrtheit voraus, denn Gott fordert, dass wir, wenn wir den Weg einschlagen wollen, die „Kosten überschlagen“ (Lukas 14,28) und bereit sind, uns selbst zu verleugnen:
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden“ (Matthäus 10,37-39).
Zur ersten Liebe gehört auch die Freude über die immense Tragweite des wahren Evangeliums vom Reich Gottes. Gott wird seinen Sohn ein zweites Mal in diese Welt senden, um die Menschheit vor dem globalen Suizid zu bewahren (Matthäus 24,21-22). Bei seiner Wiederkehr wird Jesus die göttliche Herrschaft etablieren und dadurch eine völlig neue Weltordnung schaffen (Jesaja 2,1-4).
Die erste Liebe beinhaltet auch den Glauben an Gott als einen absolut zuverlässigen Partner, der „denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt“ (Hebräer 11,6), und sein Vorhaben mit ihnen vollbringen wird: „Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich“ (Jesaja 46,10).
Die erste Liebe umfasst auch das Empfinden der liebevollen Geborgenheit, denn unser Hirte möchte, dass es uns gut geht (Psalm 23,1) und „dass viele Kinder Gottes in sein herrliches Reich aufgenommen werden“ (Hebräer 2,10; Gute Nachricht Bibel).
Wie entfacht man die erste Liebe aufs Neue?
Christi Sendschreiben an die Epheser ist kein Liedtext, in dem er den Verlust der ersten Liebe durch seine Jünger nur beklagt. Nein, es ist eine Aufforderung, zur ersten Liebe zurückzukehren. Und dabei mahnt er die Umsetzung von drei konkreten Schritten an. Sie erfordern eine persönliche Bestandsaufnahme unseres geistlichen Zustands mit dem Ziel, die Begeisterung und den Eifer wiederzugewinnen, die den Anfang unseres Weges mit Gott kennzeichneten.
Wir finden die drei Schritte in Jesu Ermahnung an die Gemeinde in Ephesus:
„[1.] Erinnere dich daran, mit welcher Hingabe du einmal begonnen hast. Was ist davon geblieben? [2.] Kehre um, und [3.] handle wieder so wie zu Beginn“ (Offenbarung 2,5; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Befassen wir uns nun mit dieser Aufforderung Christi im Detail.
1. „Erinnere dich daran“
Eine der häufigsten menschlichen Schwächen ist die Vergesslichkeit: Wir erinnern uns nicht! Das betrifft alle Menschen. Erleben wir als Christen schwere Zeiten, so kann es vorkommen, dass wir uns selbst zu einer Art geistlicher Einzelhaft verurteilen. „Ich fühle mich so allein, warum muss ich das erleben?“, fragen wir uns manchmal.
In solchen Situationen ruft uns der Autor des Hebräerbriefs auf, uns an frühere Zeiten zu erinnern: „Erinnert euch nur einmal an die Zeit, kurz nachdem ihr die Wahrheit kennen gelernt habt und Christen geworden seid“ (Hebräer 10,32; ebenda).
Gott sagt uns: „Denk an frühere Zeiten! Wie war es, bevor du den Weg mit mir einschlugst? Dein Leben schien dir sinnlos zu sein. Dann klopfte ich an der Tür deines Herzens und offenbarte Dir die großartige Bestimmung, die ich für dein Leben vorgesehen habe. Ich sagte, dass ich dein Gott sein werde und du mein Kind sein wirst [Offenbarung 21,7]. Du nahmst meine Einladung an. Ich versprach, dich nie zu verlassen noch zu versäumen [Hebräer 13,5]. Und ich bin immer noch da! Ich warte auf dich und werde es immer tun. Vergiss bitte niemals, dass ich dich liebe!“
2. „Kehre um“
Das ist mehr als nur das Ablegen von ein paar schlechten Gewohnheiten. Es ist eine vollständige Umkehr unserer Lebensorientierung und -führung, um 180 Grad! Gott will uns sozusagen umformen: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“ (2. Korinther 5,17). Uns war damals klar, dass unser neuer Weg mit Gott mit persönlichen Veränderungen verknüpft war, wie Petrus es seinen Landsleuten in der Geburtsstunde der neutestamentlichen Gemeinde einschärfte:
„Als sie [die Juden] das hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen“ (Apostelgeschichte 2,37-38; Einheitsübersetzung, alle Hervorhebungen durch uns).
Wir sollen uns an unsere Begeisterung erinnern, als wir erstmalig Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ annahmen, und Gott bitten, sie uns nochmals zu schenken: „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist! . . . Mach mich wieder froh mit deinem Heil“ (Psalm 51,10. 12; ebenda).
3. „Handle wieder so wie zu Beginn“
In ihrem Kern ist die Liebe nicht nur ein Gefühl. Stattdessen ist sie eine innere Haltung, die zu bewussten Gedanken und Handlungen führt. Von ihrem Wesen her orientiert sich Gottes Liebe in uns nach außen hin und drückt sich in unserem Verhalten gegenüber Gott und unserem Nächsten aus. Gottes Liebe „verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre“ (1. Korinther 13,5).
Gottes Weg ist keine theoretische Philosophie, sondern eine praktische Lebensweise, die unser Verständnis vertieft. Eine Redewendung in Asien besagt: „Ich sehe und vergesse. Ich höre und muss mich erinnern. Erst durch das Handeln kommt das Verständnis.“ Der Apostel Jakobus drückte es anders aus: „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein“ (Jakobus 1,22).
Leben heißt Handeln! Was hindert Sie an der Vertiefung Ihrer Liebesbeziehung mit Gott? Sind Sie ängstlich, verwirrt oder verunsichert? Die Erneuerung unserer ersten Liebe zu Gott beginnt jenseits solcher Gefühle und gründet sich auf konkrete Maßnahmen, wie in diesem Beitrag dargelegt.
Christus weiß, dass unser Vorankommen auf dem Weg mit Gott durch „emotionale Schlaglöcher“ behindert werden kann. Seine Aufforderung „Folgt mir nach!“ gilt uns nach wie vor. Sind wir dabei stehen geblieben? Dann machen wir eine Wende und handeln wieder wie zu Beginn!