Wie können wir die Herausforderungen und Prüfungen dieses Lebens ertragen? Indem Gott uns befähigt, über das Heute hinaus auf das Verheißene zu schauen, das vor uns liegt.
Von Robin Webber
An dem Abend, an dem Jesus Christus sich mit seinen Jüngern zum Passah traf und von Judas Iskariot verraten wurde, ermutigte er sie mit den Worten: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Johannes 14,1).
Jesus wusste genau, was ihm an diesem Abend bevorstand. Trotzdem ergänzte er seine Ermutigung an seine Jünger, indem er sagte: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).
Wie konnte er so etwas sagen? Manch einer würde vielleicht meinen: „Was hat der denn genommen?“ Doch als er am nächsten Nachmittag entsetzlich an ein Stück Holz genagelt war und sein Leben zu Ende ging, konnte er erklären: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Lukas 23,46). Wie konnte er in diesem Augenblick die Ruhe bewahren und seinen himmlischen Vater um die Aufnahme seines Geistes bitten? Gibt es auch für uns Hoffnung über den Augenblick hinaus?
Beachten wir, was uns in Hebräer 12, Verse 1-2 gesagt wird: „Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt“ (Einheitsübersetzung).
In diesen Versen entdecken wir zwei Schlüssel, um trotz beunruhigender Erlebnisse Gott verherrlichen und anderen Menschen ein Segen sein zu können: 1) Wir halten unsere Augen auf Christus gerichtet und 2) wir streben dieselbe innere Freude an, die er hatte, indem wir über das momentan Beunruhigende hinausschauen. Wir könnten es wie folgt ausdrücken: Wir müssen die Augen unseres Herzens auf die Ewigkeit gerichtet halten. Das ist entscheidend, wenn wir dem Beispiel Christi folgen und seine Einladung „Folgt mir nach!“ beherzigen wollen.
Aber wie schaffen wir das?
Überleben durch das Festhalten an einer Zukunft
Zwar trägt wahrscheinlich keiner von uns das Gewicht eines buchstäblichen Kreuzes, aber innerlich kann es sich sicher so anfühlen. Einige von uns stehen im Augenblick vor schweren Herausforderungen, und es mag so scheinen, als ob es uns nur schwerlich möglich ist, diese zu meistern. Beispiele sind das Ertragen einer bedrohlichen Krankheit, der Verlust eines geliebten Menschen, ein Kind, das unsere Liebe nicht erwidert, der Verlust eines Arbeitsplatzes, eine problematische Ehe und ja, ein Gott, der im Augenblick weit weg zu sein scheint. Wie können wir unser gegenwärtiges Dilemma überwinden?
Viktor Frankl, der das KZ-Auschwitz überlebte, schrieb 1946 ein bahnbrechendes Werk mit dem Titel „. . . trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“. Es erzählt seine Beobachtungen aus erster Hand über Leben und Tod, die durch seine persönlichen Erfahrungen in Auschwitz geprägt sind. Er überlegte sorgfältig, warum einige Gefangene überlebten, während andere starben. Er dachte darüber nach, warum einige mit guter Gesundheit, Intelligenz und Überlebenseignung nicht überlebten, während andere, denen diese Eigenschaften fehlten, überlebten.
Er kam zu dem Schluss, dass der wichtigste Faktor für das Überleben die Fähigkeit ist, sich eine Zukunft vorzustellen und an der Überzeugung festzuhalten, dass man eine Aufgabe zu erfüllen hat, die noch nicht erledigt ist.
Leider können sogar von Gott berufene Menschen wie die lebenden Toten durchs Leben gehen. Wie können wir unseren Blick auf das Licht der Ewigkeit gerichtet halten und damit in einer verdunkelten und überladenen Welt über den Augenblick hinaus sehen?
Hilfe durch Gottes Geist
Bemerkenswert ist, wie Gott uns befähigt, in die von ihm verheißene Zukunft zu schauen. Beachten Sie Paulus’ Hinweis, dass Gott uns die geistliche Sichtweise zur Verfügung gestellt hat:
„Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit“ (1. Korinther 2,9-10; alle Hervorhebungen durch uns).
Also dürfen wir eine Zukunftsvision durch den heiligen Geist haben, den wir nach Reue, Taufe und Handauflegung empfangen (Apostelgeschichte 2,38; 8,14-17).
Sich das wunderbare Leben vorzustellen, das kommen wird, ist viel mehr, als es nur als Endziel dieses Lebens zu erkennen. Vielmehr ist es eine Art Reise durch das Leben, hier und jetzt, mit einem geistlichen Weitblick, der auf Gott und die Ewigkeit gerichtet ist. Und doch haben wir vielleicht nicht erkannt, dass diese Zukunftsvision Teil unserer jetzigen Existenz in Christus ist. Vielleicht übersehen wir sie, weil wir zu sehr mit den alltäglichen Dingen des Lebens beschäftigt sind.
Aber bedenken Sie für einen Augenblick die Vorteile, die Gott uns durch seinen Geist ermöglicht – die Fähigkeit, Konsequenzen im Voraus zu erkennen, und die Befreiung von der „Dringlichkeit des Augenblicks“, die uns in der Hingabe an den Willen Gottes erlaubt, richtige Prioritäten in unserem Leben zu setzen. Sehen wir nun, wie unser gesteigertes „Sehvermögen“ uns hilft, Gott umfassender zu dienen und den Menschen in unserem Umfeld ein Segen zu sein.
Die richtige Perspektive für dieses Leben
Wir leben nur eine bestimmte Anzahl von Tagen als Menschen auf dieser Erde. Doch Gott verspricht, dass wir das ewige Leben erhalten, wenn wir ihm bis zum Ende unseres Lebens treu bleiben (1. Johannes 5,11-13).
Zurzeit sind wir aber noch auf die Uhr, auf Zeitpläne und Fristen, auf Anfang und Ende festgelegt. Für uns Menschen ist es Realität, dass die Tage für jeden von uns gezählt sind, und deren Anzahl ist für jeden unterschiedlich.
Wir wissen nicht, wann unsere Lebensuhr abgelaufen sein wird. Dennoch leben die meisten Menschen so, als ob ihr Leben ewig währen würde. Besonders jüngere Menschen denken, sie seien unsterblich, und ältere Menschen fühlen sich häufig fünfzehn Jahre jünger als ihr tatsächliches Alter.
Gottes Diener Mose warnt uns vor dieser falschen Sicht auf unser Leben: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Psalm 90,12). Der Schwerpunkt liegt nicht auf dem, was hinter uns, sondern auf dem, was vor uns liegt. Dies wirkt sich aus, wie wir die Zeit nutzen, die uns zur Verfügung steht – ob wir sie verschwenden, welche Prioritäten wir setzen und ob wir Entscheidungen treffen, die dem übergeordneten Ziel unserer Lebensführung nicht würdig sind.
Vielleicht hat Gott Paulus deshalb dazu inspiriert, uns in 2. Korinther 4, Verse 16-18 zu sagen, dass wir über den selbst reflektierenden Spiegel unserer gegenwärtigen Kämpfe hinaus schauen und mit dem neuen Sehvermögen, das Gott uns gegeben hat, auf unsere Zukunft mit Gott in seinem Reich blicken sollen.
Paulus schreibt: „Darum verlieren wir nicht den Mut . . .“ (Vers 16; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Warum? Geistlichte Herzinsuffizienz kann sogar bekehrte Christen betreffen – auch Sie! Er fährt fort: „Wenn auch unsere körperlichen Kräfte aufgezehrt werden, wird doch das Leben, das Gott uns schenkt, von Tag zu Tag erneuert“ (ebenda).
Ja, Gott ist beständig und liebevoll am Werk. Wir sind nicht allein! Paulus führt uns systematisch zum größten geistlichen Erfolg im Leben eines Christen. Er möchte, dass wir das tun, was Gott uns sagt: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46,11).
Paulus fährt in 2. Korinther 4 fort und richtet unseren Blick durch einen Kontrast auf unser Ziel: „Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange. Es ist leicht zu ertragen und bringt uns eine unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit“ (Vers 17). Nun, haben Sie jemals mit jemandem gesprochen, der meinte, seine persönlichen Schwierigkeiten oder Herausforderungen im Leben seien nur leicht oder vorübergehend?
Wahrscheinlich hat er eher gemeint: „Oh nein, das ist wirklich absolut außergewöhnlich!“ Und doch sagt Paulus, dass der Maßstab, mit dem wir alles beurteilen sollen, nicht der gegenwärtige Augenblick mit seinen Prüfungen ist, sondern Gottes grenzenloses Reich der Ewigkeit.
Dann bietet er uns einen letzten Kontrast, indem er uns versichert, dass Gottes Absicht mit uns erfüllt werden wird: „Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zurzeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig“ (2. Korinther 4,18; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Wieder geht es darum, dass wir über unseren zeitlich begrenzten Tellerrand hinaus schauen sollen. Unser Herz benötigt die richten Augen!
Raum und Zeit oder die Ewigkeit?
Also, eine Frage: Auf welcher Seite der Waage stehen Sie? Auf der leichten oder auf der schweren Seite? Diesseits oder jenseits orientiert? Sichtbar oder unsichtbar? Gefangen in Raum und Zeit oder auf die Ewigkeit konzentriert? Wir können uns nur selten aussuchen, was die Zukunft bringt, aber wir haben die Wahl, wie wir darauf reagieren.
Wenn Gott uns geistliche Weitsicht schenkt, erwartet er, dass wir uns an die Zukunftsvision halten, für die er unsere Augen geöffnet hat. Wir sollen uns nicht wie der böse Knecht verhalten, der das ihm anvertraute Erbe nicht nutzte, sondern missachtete. Denn es ist Gottes Zukunftsvision, die uns durch den heiligen Geist offenbart wurde – eine Vision, die Gott für diejenigen bereit hält, die ihn lieben.
Was uns durch unsere Berufung mit Jesus Christus verbindet, ist, dass wir ebenfalls erst unser Kreuz tragen müssen, bevor Gott uns eine Krone überreichen kann.
Auf diese Krone freute sich der Apostel Paulus, als er erkannte, dass sein Leben bald zu Ende sein würde: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben“ (2. Timotheus 4,7-8).
Jesus war immer brutal ehrlich, was seine Erwartung an uns betrifft. Er hat nie gesagt, dass der Weg mit ihm leicht sein würde, aber er sagte, er würde sich lohnen. Schließlich hat er gelitten und ist gestorben, damit wir mit ihm in Gottes Reich sein können.
In der nächsten Ausgabe werden wir durch die Worte des auferstandenen Christus untersuchen, wie die Ewigkeit aussehen wird. Er wartet nun im Himmel darauf, sein Versprechen an diejenigen zu erfüllen, die seine Aufforderung „Folgt mir nach“ befolgen. Er versichert uns: „Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,3).
Mögen wir alle unseren Blick weiterhin eifrig auf diese Zukunft und die wunderbare Freude, die vor uns liegt, gerichtet halten. So können wir die Prüfungen von heute ertragen, so wie Jesus es uns vorlebte.