Durch den heiligen Geist wurde den Jüngern Jesu Christi Kraft, Liebe und ein gesunder Verstand zuteil. Als seine Kinder empfingen sie damit Gottes eigene Natur, die dann in ihnen wirkte. Dasselbe kann auch für Sie wahr werden!
Von Gary Petty
Sieben Wochen nach der Auferstehung Jesu versammelten sich seine Jünger in Jerusalem, um das jährliche Pfingstfest zu feiern. Plötzlich wurde das Haus, in dem sie saßen, von einem heftigen Brausen erfüllt, wie von einem Sturmwind. Über den Köpfen der Teilnehmer erschienen Feuerzungen und aus ihren Mündern hörte man verschiedene Sprachen. Diese Erscheinungen unterstrichen die Tatsache, dass Gott seinen heiligen Geist über Menschen ausgegossen hatte, wie von den Propheten vorhergesagt worden war.
Seit zweitausend Jahren begehen viele Kirchen das Pfingstfest zur Erinnerung an diese Ausgießung des heiligen Geistes.
Im Neuen Testament finden wir viele inspirierende Geschichten von Menschen, die nach dem Empfang des heiligen Geistes eine innere Wandlung durchmachten. Dieser übernatürliche, lebensverwandelnde Geist steht uns auch heute zur Verfügung. Wie Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus schrieb, ersetzt dieser Geist Sorgen und Ängste durch eine innere Kraft, die mit Liebe und Besonnenheit verbunden ist (2. Timotheus 1,7).
Wie ist es mit uns? Sind wir eher mit Angst oder mit Liebe erfüllt? Sind wir innerlich schwach oder stark? Werden wir von Schuld- und Hassgefühlen, von Begierden und Missgunst, von Verwirrung hin und her geschüttelt? Oder sind wir mental und geistlich gesund?
Was bewirkt der heilige Geist, wenn er in einem Menschen wohnt, wie er in den Jüngern Jesu an jenem großen Pfingsttag wohnte und wirkte?
Die Kraft, die Gott den ersten Christen an jenem Pfingstfest schenkte, will er auch uns schenken. Im Neuen Testament lesen wir immer wieder davon, wie der Geist Gottes mit Menschen umgeht, wie er schwache Menschen zu unglaublichen Leistungen befähigt.
Solche Vorkommnisse sind nicht auf die damalige Zeit beschränkt. Sie können auch bei uns wirksam werden. Und, in der Tat, ist das auch Gottes Wille für uns. Gott will uns von unseren Sorgen und Ängsten befreien. Er will uns seelische Kraft, Besonnenheit und selbstlose Liebe vermitteln.
Wir wollen uns nun drei Aspekte der inneren Wandlung ansehen, die Gottes Geist in uns bewirken kann.
1. Gott leitet und tröstet uns. Unser Leben bekommt einen tiefen Sinn und gewinnt geistliche Gesundheit.
Der menschliche Geist, trotz seiner Kompliziertheit und seiner vielfältigen Fähigkeiten, ist ohne Offenbarung von Gott nicht in der Lage, die wichtigsten Fragen des Lebens befriedigend zu beantworten. Beispiele für solche Fragen sind: Wozu wurden wir geboren? Hat unser Leben eine Bestimmung? Wie kann man überhaupt Gott kennenlernen? Wie kann man Glück finden? Warum gibt es in dieser Welt so viel Leid?
Wir suchen alle nach Aha-Erlebnissen, vor allem bei Fragen zum Leben und zum Tod. Aber wenn wir sie haben, wie können wir sicher sein, dass sie der Wirklichkeit entsprechen, dass sie nicht einfach unserer Fantasie oder unserem Wunschdenken entspringen?
Aufklärung darüber finden wir im Beispiel einer Hauptpersönlichkeit des Neuen Testaments, Paulus. In der jüdischen Gesellschaft von damals war er vor seiner Bekehrung als religiöser Mensch hoch angesehen. Sein Eifer für die Überlieferungen und Sitten des Judentums war so stark, dass er diese Häretiker der neuen christlichen Gemeinde vehement verfolgte. Eines Tages wurde er aus heiterem Himmel vom auferstandenen Christus mit Blindheit geschlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er zwar schon an Gott geglaubt, aber dass Jesus der Messias sei, hatte er überhaupt nicht wahrhaben wollen. Nun hatte er ein Aha-Erlebnis, das die Weichen für sein restliches Leben stellen sollte.
Drei Tage lang konnte Paulus nichts sehen. Dann schickte ihm Gott einen Lehrer namens Hananias. Als die beiden Männer sich trafen, schenkte Gott dem Paulus das Augenlicht wieder. Paulus ließ sich taufen und empfing den heiligen Geist. In der Erzählung bis zu diesem Punkt wird Paulus mit seinem hebräischen Namen Saulus genannt. Er ist aber unter seinem griechischen Namen als großer Lehrer und Mitautor des Neuen Testaments der Bibel in die Kirchen- und Weltgeschichte eingegangen.
Mit dem Aha-Erlebnis des Paulus sind zwei für uns äußerst wichtige Einsichten verbunden. Erstens, als Christus sich dem Paulus offenbarte, forderte er Paulus zu einer grundlegenden Umkehr, zu einem radikalen Wandel auf. Paulus sollte seinen bisherigen Überzeugungen, Träumen und Wünschen absagen und seine ganze Lebensenergie auf Dauer in den Dienst Gottes stellen, und er kam dieser Forderung vorbehaltlos nach. Zweitens sehen wir aus den Briefen, die Paulus an die verschiedenen christlichen Gemeinden schrieb, dass er fortan sein Leben nach den heiligen Schriften, die er für das Wort Gottes hielt, ausrichtete.
Hören wir, wie Paulus in einem Brief an die Korinther Gedanken aus mehreren alttestamentlichen Abschnitten miteinander verbindet: „Sondern wir reden, wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“ (1. Korinther 2,9). Paulus spricht hier nicht nur vom Wirken Gottes in diesem jetzigen Leben, sondern auch von der unvorstellbaren Zukunft im Reich Gottes.
Um zu verstehen, was Gott bewirkt, muss man ein Aha-Erlebnis haben. Was sind aber die Voraussetzungen dafür?
Die Antwort darauf finden wir in den nächsten beiden Versen: „Uns aber hat es [seinen wunderbaren Plan für unsere Zukunft] Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes“ (1. Korinther 2,10-11; alle Hervorhebungen durch uns).
Vor seiner Bekehrung wird Paulus seiner Sache sicher gewesen sein. Denn er war unter anderem mit den Schriften des Alten Testamentes bestens vertraut. Doch ohne den heiligen Geist fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit in die verkehrte Richtung und verbreitete unter den Jüngern des auch von ihm ersehnten Messias Angst und Schrecken.
Paulus erklärt weiter: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden . . . Wir aber haben Christi Sinn“ (1. Korinther 2,14. 16).
Auf uns selbst gestellt können wir Gott, den Vater, und Jesus Christus nicht besser verstehen, als es Paulus vor seiner Bekehrung konnte. Gott muss uns offenbart werden. Anders als bei Paulus wird das aber in den meisten Fällen nicht durch Erblindung geschehen. Auf jeden Fall kann uns Gott durch seinen Geist die Bedeutung und die Kraft seines Wortes eröffnen. Dann können wir in der Bibel den Sinn bzw. die Gesinnung Christi entdecken.
Die Kraft des heiligen Geistes, wie er in unserem Inneren wirkt, ist weitaus wichtiger als äußerliche Erscheinungen wie das Reden in fremden Sprachen („Zungen“) und das Vollbringen von Wundern. Gott gibt uns seinen Geist, damit wir sein Wort verstehen können, damit wir eine Gesinnung entwickeln, wie sie Christus hatte. Der heilige Geist ist die Voraussetzung dafür, dass wir Gott und die Bibel verstehen, und auch dafür, dass wir auf einem göttlichen Lebensweg wandeln. Der Anschein eines geistlichen Wesens nützt nichts, wenn der Mensch im Innern nicht wie Christus wird.
Wie können wir uns die Gesinnung Christi aneignen? Das bringt uns zum zweiten Punkt.
2. Der heilige Geist legt Gottes Natur in unser Herz und unseren Verstand.
In 1. Korinther 2, Vers 16 haben wir gerade gelesen, dass wir „Christi Sinn“ haben. Was ist damit gemeint?
Wenn wir mit uns ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir fehlbar und fehlerhaft sind. Manchmal schlagen wir uns durchs Leben und spüren nur schwach, dass wir trotz frommer Gefühle und regelmäßiger Teilnahme an Gottesdiensten in unserem inneren Wesen nicht anders sind als zu Beginn unserer christlichen Laufbahn. Was ist denn bloß von unserem Ehrgeiz geblieben, ein besserer Mensch zu werden?
Ein radikaler, innerer Wandel ist aber doch möglich. Und das ist die Bedeutung, wenn es heißt, den „Sinn Christi“ zu haben. Der „Sinn Christi“ bzw. der „Sinn des Geistes“ (Römer 8,27) ist eine Gesinnung, die in uns gebildet wird, wenn Gott, der Vater, und Christus durch den heiligen Geist in uns wohnen.
Auch Petrus spricht von dieser inneren Wandlung: „Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft“ (2. Petrus 1,3).
Wir wollen mal innehalten und über das nachdenken, was Petrus gerade gesagt hat. Er hat nämlich gesagt, dass uns Gottes Kraft alles geschenkt hat, „was zum Leben und zur Frömmigkeit“ dient.
Wenn uns unser Leben düster und finster erscheint, wenn wir einen starken Drang empfinden, die Anweisungen Gottes zu missachten, oder wenn wir von Glaubenszweifeln geplagt werden, steht uns Gottes Geist zur Verfügung. Das bedeutet, dass wir die Kraft bekommen, alles zu tun, was nötig ist. Es bedeutet aber auch, dass wir unsere Sorgen und Ängste durch Kraft, Liebe und Besonnenheit ersetzen können.
In Vers 4 schreibt Petrus: „[Uns sind] die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur . . . “ Diesen Anteil an der göttlichen Natur könnte man auch als Gesinnung Christi bezeichnen (Philipper 2,5).
Wenn wir Anteil an der göttlichen Natur bzw. die Gesinnung Jesu Christi haben, wie sieht das konkret aus?
Zunächst müssen wir uns klar machen, dass der Geist Gottes uns nicht zwingt, Gott zu gehorchen. Er hebt unsere Willens- und Entscheidungsfreiheit keineswegs auf und hindert uns nicht daran, zu sündigen. Für Anfänger auf dem christlichen Lebensweg kann das entmutigend sein. Der Geist Gottes reinigt uns nicht von einem Tag auf den anderen. Die Überwindung seelischer Störungen und sündhafter Begierden ist ein lebenslanger Prozess. Unsere fleischliche Natur wird nicht einfach ausgelöscht und auch die Schwierigkeiten, die uns das Leben in den Weg stellt, hören nicht auf. Das wäre auch nicht wünschenswert, denn gerade die Schwierigkeiten des Lebens verschaffen uns Gelegenheit, durch den regelmäßigen Einsatz des Geistes Gottes den Charakter Gottes allmählich zu entwickeln.
Das christliche Leben ist ein Vorgang des Werdens. Wenn wir uns von Gottes Geist führen lassen, werden wir Christus immer ähnlicher. Paulus’ Begegnung mit Christus auf dem Weg nach Damaskus war erst der Anfang für ihn. Von dem Punkt an bis zu seinem Tode versuchte er, Christus immer mehr nachzueifern.
Eine augenblickliche, kurzlebige Umkehr reicht nicht aus. Stellen wir uns vor, wir besuchen ein Konzert, das uns mit Begeisterung erfüllt. Wir empfinden plötzlich eine Leidenschaft für Musik und entscheiden uns, selbst zu einem Virtuosen auf einem Instrument zu werden. Wir versuchen es zunächst mit der Geige, dann mit der Trompete, dann mit dem Klavier. Aber auf keinem dieser Instrumente bringen wir das nötige Durchhaltevermögen auf. Wir schreiben uns dann für Unterrichtstunden auf dem Schlagzeug ein, aber nach einem Monat wird uns auch hier das Üben zum Verdruss. Also werfen wir die Flinte ins Korn und genießen weiterhin die Musik, die andere produzieren.
Wenn man ein Musikinstrument meistern will, muss man jahrelang langweilige Übungen wiederholen, wiederholen und immer wieder wiederholen. Es ist kein Kinderspiel. Ähnlich ist es mit dem christlichen Lebensweg. Wir müssen immer wieder und immer wieder unser Ich zurückstellen, unseren gewohnheitsmäßigen Neigungen widerstehen, freundlich sein, wenn andere unfreundlich sind, in widrigen Umständen an einen guten Ausgang glauben, erlittenes Unrecht mit Gutem erwidern und noch mehr dergleichen.
Aller Anfang ist schwer und es ist sehr leicht, nach anfänglicher Begeisterung in einen Trott zu verfallen, der uns zwar wöchentlich zum Gottesdienst führt, der aber sonst wenig Einfluss auf unsere Lebensführung hat.
Und dennoch! Im Falle des christlichen Lebensweges steht uns eine besondere Kraft zur Verfügung, die uns hilft, die innere Trägheit zu überwinden. Diese Kraft ist der heilige Geist. Gott gibt uns die Kraft, immer mehr zu denken, wie Christus denkt. Dieses Denken, diese Gesinnung Christi versetzt uns in die Lage, die unzähligen Hürden des christlichen Lebens zu nehmen, ohne zu ermatten bzw. aufzugeben.
Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, dass eine Betonung äußerer Erscheinungen, wie das ungewohnte Reden in fremden Sprachen, das sogenannte Zungenreden, einen leicht auf den Holzweg führen kann. Das Zungenreden, von dem in der Apostelgeschichte berichtet wird, diente zwei Zwecken. Es machte es erstens leichter, die frohe Botschaft unter Menschen unterschiedlicher sprachlicher Herkunft zu verbreiten.
Und, zweitens, es diente als besonderes Zeichen, als eine Art göttlicher Beglaubigung für die Apostel, als die Kirche noch in den Kinderschuhen steckte. Aber unter normalen Umständen liegt der Beweis für das Wirken des heiligen Geistes in der Entwicklung einer christlichen Gesinnung, das heißt, der Gesinnung, die Christus selbst zeigte.
Der Geist, den Gott uns gibt, ist kein Geist der Furcht, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit, wie wir bereits in einem Zitat aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus gesehen haben (2. Timotheus 1,7). Wir wollen uns fragen, ob wir das von uns sagen können.
Sind wir voller geistlicher Kraft, Liebe und Besonnenheit? Oder werden wir von Sorgen und Angst geplagt? Dienen wir anderen mit der Liebe Gottes? Oder sind wir mit Schuld- und Hassgefühlen, mit Begierden und Missgunst, mit Verwirrung und Verstörung belastet? Sind wir mental und geistlich gesund?
Wie schon gesagt, der Empfang des heiligen Geistes ist kein Schwuppdiwupp, das sämtliche unerwünschten Gedanken, Gefühle und Gewohnheiten in die Flucht jagt. Vielmehr ist der Geist Gottes wie ein Samen, der keimt, wächst und Früchte trägt, durch die alles Ungesunde nach und nach buchstäblich abstirbt. Zur Frucht des Geistes gehören Eigenschaften wie „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut [und] Keuschheit“ (Galater 5,22-23). Gott will uns vergeben und uns von unseren Sünden reinigen. Er will unser gebrochenes Herz mit den Früchten des Geistes heilen.
Im ersten Abschnitt dieses Beitrags wiesen wir auf die mentale und geistliche Gesundheit hin, die durch den Geist Gottes kommt. In diesem zweiten Abschnitt sprachen wir von der Verdrängung unseres verkehrten Wesens durch das Wesen Gottes bzw. die Gesinnung Christi.
Diese beiden Erscheinungen gehen ineinander über, denn die mentale und geistliche Gesundheit, die durch den Geist Gottes kommt, ist die Frucht der Gesinnung Gottes, die in uns nach und nach gebildet wird. Und dieser verwobene Vorgang bewirkt etwas ganz Besonderes: eine enge Familienbeziehung, das Thema des dritten Abschnitts.
3. Durch den in uns wohnenden und wirkenden heiligen Geist werden wir zu Kindern Gottes.
Wir haben am Anfang dieses Beitrags von Paulus’ Bekehrung gesprochen. Vor diesem radikalen Eingriff in sein Leben war Paulus Pharisäer, der Gott verehrte und pries, der Gott als Schöpfer verstand, der nach Gottes Gesetzen zu leben trachtete. Was aber Paulus unter anderem fehlte war die Erkenntnis, dass Gott ein Vater ist und eine Familie hat.
Bei seinem Aha-Erlebnis, bei seiner Begegnung mit Christus, wurde Paulus etwas von der Beziehung zwischen Gott, dem Vater, und Jesus Christus vermittelt. Der heilige Geist, den er drei Tage später bekam, ließ ihn erkennen, dass Gott ihn liebte, wie ein Vater seine Kinder liebt.
Später schrieb Paulus: „Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Römer 8,14-15; Einheitsübersetzung).
In diesen Worten steckt große Kraft.
Ein Mensch, der den Geist Gottes empfängt, wird zu einem Kind Gottes und darf den Schöpfer des Weltalls wie einen liebevollen Vater oder eine liebevolle Mutter anrufen.
Für viele von uns mag nun die Vorstellung eines liebevollen Vaters oder einer liebevollen Mutter fremd oder befremdend wirken, je nach dem, wie unsere Erfahrung als Kind war. Es mag daher schwer sein, überhaupt zu verstehen, was „liebevoll“ im Zusammenhang mit einem Vater oder einer Mutter bedeutet. Aber Paulus sagt, dass wir Gott als „Abba, Vater“ anreden können.
Abba ist ein aramäisches Wort, das Anhänglichkeit, Achtung und kindliches Vertrauen ausdrückt. Man denke an ein junges Mädchen, das zu seiner Mutter läuft, wenn es sich verletzt. Aus der Schriftstelle, die wir gerade gelesen haben, entnehmen wir, dass nur diejenigen, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, eine solche innige Beziehung zu Gott genießen können.
Selbstverständlich gehört mehr zum Dasein als Kind Gottes als die Fähigkeit, Gott mit dem Vertrauen und der Anhänglichkeit eines kleinen Kindes zu begegnen. Kinder wachsen ja heran. Aber man hofft, dass sie dabei nicht das Vertrauen und die Achtung vor den Eltern verlieren, die sie in jüngeren Jahren hatten. Umgekehrt bewahren die meisten Eltern auch zu ihren erwachsenen Kindern eine Liebe, die zur Opferbereitschaft für ihren Nachwuchs führt.
Würden Kinder nicht heranwachsen, würden sie nie ein ausgefülltes Leben erfahren. Sie würden auch nicht in der Gesellschaft auf eigenen Beinen stehen können. Ist das denn nicht der Sinn der elterlichen Erziehung, dass wir unsere Kinder auf ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft vorbereiten?
Die Kinder sollen lernen, mit Schwierigkeiten fertig zu werden, auf andere Rücksicht zu nehmen und vernünftige Entscheidungen zu treffen, die auch moralischen Normen entsprechen. Es ist die Hoffnung der meisten Eltern, dass ihre Kinder zu ausgeglichenen Erwachsenen werden, die ihre eigenen Kinder in gute Bahnen lenken.
In ähnlicher Weise werden wir von Gott erzogen, wenn wir uns von seinem Geist führen lassen.
Am Anfang sind wir wie Kleinkinder. Wir sind auf Gott angewiesen, wir laufen mit allen unseren Problemen zu ihm, wir rufen ihn leidenschaftlich in unserer Not an. Und in der Tat, er ist für uns da.
Aber, als er uns schuf, ging es ihm nicht nur darum, dass wir nur von ihm Liebe empfingen. Nein, wir sollen vielmehr wachsen und lernen, seine Liebe zu erwidern. Nicht nur das, wir sollen auch andere, die nach seinem Ebenbild geschaffen sind, ebenfalls lieben. Wie Jesus selbst sagte, ist es am Allerwichtigsten, Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt und unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben (Matthäus 22,37-39).
Wenn Gottes Geist uns führt, lernen wir, Gott, den Vater, und Jesus Christus zu lieben. Gottes Geist vermittelt uns geistliche Reife, die darin besteht, dass wir Gott aus Liebe gehorchen. Wie Jesus seinen Jüngern sagte: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Johannes 14,15; Einheitsübersetzung).
Durch die Lehren, die von Christus zu uns gekommen sind, lernen wir auch, unseren Mitmenschen zu lieben. Wir üben uns in der Liebe Christi und teilen seinen Wunsch, dass alle Menschen Gott kennenlernen.
Einen weiteren Gesichtspunkt finden wir in Römer 8, Verse 16-18:
„Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
Hier sagt Paulus, dass ein Mensch, der vom Geist Gottes geleitet wird, zu einem Erben von allem wird, was der Vater besitzt. Überlegen wir mal! Was gibt es, was dem Vater nicht gehört?
Was ist überhaupt ausgeschlossen? Nichts, aber auch gar nichts! Denn Gott ist Eigentümer von allem, was es gibt. Das ist die unbeschreibliche Zukunft, die Gott bereithält für die Menschen, die den heiligen Geist empfangen.
Unterdessen aber, im Hier und Heute, kann das Leben kompliziert und schwierig werden. Wir alle erleben Zeiten, in denen wir von Problemen überwältigt werden und keinen Ausweg erkennen. Wir schreien dann zu Gott um Hilfe: „Abba, Vater!“
Es kann heute eine schwere Krankheit, morgen die finanzielle Krise und übermorgen das Scheitern der Ehe durch Ehebruch sein. Das Leben mag derart dunkel werden, dass man nicht einmal weiß, was man im Gebet sagen sollte.
Lassen wir uns vom Vorbild des Paulus ermutigen, der mit Schmerzen, Schwierigkeiten, Einsamkeit und Verzweiflung kämpfte: „Dabei hilft uns der Geist Gottes in all unseren Schwächen und Nöten. Wissen wir doch nicht einmal, wie wir beten sollen, damit es Gott gefällt! Deshalb tritt Gottes Geist für uns ein, er bittet für uns mit einem Seufzen, wie es sich nicht in Worte fassen lässt“ (Römer 8,26; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
Durch seinen Geist ist Gott mit unseren Gedanken und Gefühlen innig vertraut. Er kennt uns besser als wir selbst. Wenn die Lage hoffnungslos erscheint, wenn wir trostlos sind, ist er immer noch da mit Trost und Rat. Wenn Frieden unmöglich scheint, kann Gott uns den Frieden schenken, der alle Vernunft übersteigt: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Philipper 4,7).
Als Pharisäer war Paulus ein frommer Mensch. Als Apostel hatte er ein inniges Verhältnis mit Gott, dem Vater, und Jesus Christus durch den Geist Gottes. Er und die anderen Christen der Urgemeinde machten durch die Kraft und das Wesen Gottes eine innere Wandlung durch. Der heilige Geist zeugte sie als Kinder ihres liebenden himmlischen Vaters. Die Macht dieses Geistes steht auch uns zur Verfügung!