Beim Besuch auf einem Friedhof werfen zwei Wörter auf einem Grabstein eine wichtige Frage mit weitreichenden und ewigen Konsequenzen auf. Wem gehören Sie?

Von Robin Webber

Beim Besuch eines Friedhofs kann man einiges lernen. Zum einen nimmt man wahr, wie ruhig es auf dem Gelände ist, denn die Bewohner reden nicht. Der Tod ist nicht besonders wählerisch, wenn es um die Menschen geht, die sich zu ihm gesellen werden. Er verschluckt einfach die ganze Menschheit.

Viele von denen, die unter den gepflegten Grabstätten liegen, kannten wahrscheinlich der Spruch des amerikanischen Staatsmanns Benjamin Franklin nicht: „Nichts in dieser Welt ist sicher, außer dem Tod und den Steuern.“ Doch auch wenn sie den Spruch gekannt hätten, wäre es für sie nicht anders gekommen: Der Tod hat sie geholt.

Kürzlich lernte ich mehr über das Leben, als ich das Grab meiner Eltern besuchte. Beim Verlassen des Friedhofs fiel mir ein Grabstein auf. Wie bei fast allen Grabsteinen waren der Name und die Geburts- und Sterbedaten eingraviert. Die Grabinschrift darunter erregte aber meine Aufmerksamkeit. Sie verkündete das Wesentlichste über die Person, die hier beerdigt war: „Gottes Eigentum“.

Das war alles, was man über diesen Menschen lesen konnte – und es war alles! Zwei einfache Wörter definierten seine Orientierung im Leben. Und sie drückten auch eine große Wahrheit aus, die wir alle über Gottes Berufung verstehen müssen. An diesem Grabstein wurde ich an etwas sehr Wertvolles erinnert: Was wir werden, wenn wir auf die Einladung Jesu Christi „Folgt mir nach!“ positiv reagieren.

Was bedeutet „Gottes Eigentum“?

Das Wort „Eigentum“ auf dem Grabstein, das meine Aufmerksamkeit erregte, verdient eine Analyse im Leben eines Christen. Der eindeutige Sinn war der des Besitztums, d. h. Gott als Besitz zu gehören. Manche würden zögern, eine solche Terminologie zu verwenden oder sie zu akzeptieren. Eigentum? Wirklich? Warum sollte jemand in unserer heutigen Gesellschaft allen, die vorbeigehen, sagen wollen, dass er das Eigentum eines anderen ist?

Menschlich gesehen mag das uns befremdlich vorkommen. Oberflächlich betrachtet scheint es mit Sklaverei verknüpft zu sein. Aber was bedeutete es für den verstorbenen Menschen, dessen Grabstein mir auffiel? Und was können wir, die Lebenden, aus der Heiligen Schrift über das Leben und die Zeit Jesu und seiner Jünger für uns ableiten?

Rom dominierte die westliche Welt im ersten Jahrhundert nach Christus. Historiker schätzen, dass 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung der italienischen Halbinsel Sklaven waren, im restlichen Römischen Reich waren es vielleicht 10 Prozent. Die Sklaverei war ein integraler Bestandteil jener Kultur.

Sklaven waren in allen Schichten der Gesellschaft zu finden. Ob Sekretäre im kaiserlichen Haushalt, Lehrer, Künstler, Feldarbeiter, Bergleute oder Galeerenruderer, sie alle hatten eines gemeinsam – sie gehörten jemand anderem. Sie waren Eigentum, sie konnten ihr Leben nicht nach eigener Vorstellung führen, sondern mussten die Befehle ihrer Eigentümer ausführen.

Dies war die Welt der apostolischen Schriften, die wir das Neue Testament nennen, in griechischer Sprache verfasst. Und im Neuen Testament werden Sklaven oft erwähnt. Aber spätere Bibelübersetzer haben die harte Realität jener Zeit und die beabsichtigte Bedeutung abgemildert, indem sie neutraler klingende Vokabel wie z. B. „Knecht“ verwenden.

Das Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words schlüsselt das ursprüngliche griechische Wort auf, das in der Lutherbibel mit „Knecht“ übersetzt wird: „doulos . . . von deo, ‚binden‘, ‚ein Sklave‘, ursprünglich der unterste Rang in der Skala der Knechtschaft, bedeutete auch ‚jemand, der sich dem Willen eines anderen unterwirft‘ “ (1985, Seite 73).

So war es im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung im Römischen Reich, wenn man das Eigentum eines anderen war – sogar Gottes Eigentum. Natürlich sieht Gott in uns mehr als nur Eigentum, denn wir gehören ihm als seine eigenen Kinder. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir immer noch sein Eigentum sind, da er unser Besitzer und Meister ist – ein Meister, der uns auf vollkommene Weise liebt.

Jesus tat das Undenkbare

Was können wir vom größten Lehrer aller Zeiten nicht nur darüber lernen, wer er war und was er sagte, sondern auch darüber, wie er während seiner menschlichen Existenz lebte? Ihn zu kennen und ihm ähnlich zu werden, nachdem wir seine Einladung „Folgt mir nach!“ annehmen, sind zwei verschiedene Erfahrungsebenen. Doch wir müssen beide verstehen.

Als Heranwachsender kannte Jesus Psalm 24, Vers 1: „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Er verstand die Realität von Gott als Schöpfer voll und ganz, sodass alles, was existiert, ihm gehört – ob belebt oder unbelebt. Einfach ausgedrückt: Alles, was existiert, ist Gottes Eigentum.

Aber es gibt noch mehr zu verstehen. In seiner ungeschaffenen Präexistenz als das Wort, das mit dem Vater Gott war, erschuf Jesus alle Dinge (Johannes 1,1-3. 14). „Denn in ihm [Jesus] ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kolosser 1,16). Als der bei der Schöpfung ausführende Gott gehörte auch Jesus alles zusammen mit Gott, dem Vater. Himmel und Erde waren also ihr gemeinsames Eigentum!

Und dann tat Gott, das Wort, das menschlich Undenkbare – er wurde einer von uns! „Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz“ (Philipper 2,6-8; Gute Nachricht Bibel; alle Hervorhebungen durch uns).

Diese Verse fassen zusammen, woher er kam, in welchem Zustand er zu den Menschen kam, wie er als Menschensohn existierte und wie er letztendlich starb. Er nahm die Stellung eines demütigen, gehorsamen Sklaven an. Er wurde einer von uns und zeigte aus erster Hand, wie wir mehr werden können, als wir jemals aus eigener Kraft sein könnten, indem wir unser Leben als Eigentum Gottes hingeben.

Das Leben Jesu Christi erfolgte nicht planlos, sondern war zielgerichtet. Jeder Augenblick seines Lebens erfolgte nach göttlichem Plan und Gehorsam. Jesu Bestimmung und Berufung, unser Erlöser zu sein, war sein Lebensinhalt.

Als Immanuel, d. h. Gott in Menschengestalt (Matthäus 1,23), gehörte er Gott, dem Vater. Deshalb verkündete er: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Johannes 4,34).

Selbst in den herausforderndsten Momenten seines Lebens, als der Tod vor der Tür stand, blieb er gehorsam: „Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Markus 14,36).

Jesu Lebensziel war für uns von ewiger Tragweite. Er kam und starb, „damit sie [Sie und ich!] das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Johannes 10,10). Seine Zugehörigkeit zu seinem – und unserem – himmlischen Vater und seine Verpflichtung zur Erfüllung seiner menschlichen Daseinsbestimmung brach unsere Knechtschaft zu Satan bzw. zur Sünde und unsere Knechtschaft zur Selbsterhebung, die in uns lauert.

In diesem Sinn schrieb Petrus: „Ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes“ (1. Petrus 1,18-19).

„Ihr seid teuer erkauft“

Alle, die Jesu Einladung „Folgt mir nach!“ annehmen, ermahnt Paulus mit diesen Worten: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe“ (1. Korinther 6,19-20). Wir gehören nicht uns selbst, sondern Gott. Wir sind Gottes Eigentum!

Alle frühen Verkündiger des Evangeliums haben diese von Gott gegebene Rolle verstanden und angenommen, als sie Jesu Einladung „Folgt mir nach!“ annahmen. Schriftstellen wie Römer 1,1, 2. Petrus 1,1 und Jakobus 1,1 zeigen deutlich, dass Paulus, Petrus und Jakobus (der Halbbruder Jesu) sich als Sklaven Christi betrachteten.

Das in diesen Versen verwendete griechische Wort doulos bedeutete, dass man mehr als nur ein Knecht war. Man war Sklave und gehörte jemand anderem. So stellten sich die Apostel selbst vor, als sie die frohe Botschaft predigten. Und wir alle sollen in gleicher Weise Sklaven Gottes und seiner Gerechtigkeit sein, was unserem höchsten Wohlergehen dient (Römer 6,16-23).

Verstehen wir jetzt etwas besser, was es bedeutet, „Gottes Eigentum“ zu sein? Wir können uns hierzu eine einfache Frage stellen: Welchen Bereich unseres Lebens haben wir Gott noch nicht übergeben? Jesus ermahnt uns: „Niemand kann zwei Herren dienen“ (Matthäus 6,24).

Die Aufforderung „Folgt mir nach!“ ist mehr als nur die Frage „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ (Matthäus 16,15). Wir sollen wie unser Meister werden, der sich in allem auf unseren himmlischen Vater verließ: „Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Johannes 5,30).

Jesus war in jeder Hinsicht Gottes Eigentum und übergab ihm sein Leben bis zum Schluss, als er betete: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“ (Lukas 23,46).

Nun, da Sie diesen Beitrag zu Ende gelesen haben, denken Sie bitte über diese Frage nach: Wie wird man Ihr Leben charakterisieren? Werden die zwei Wörter „Gottes Eigentum“ auf Ihrem Grabstein stehen dürfen?