Wie können wir mit Trauer fertig werden? Und wie können wir trauernde Menschen ermutigen? Beim Umgang mit Trauer kann es hilfreich sein, den Vorgang des Trauerns zu verstehen.
Von Don Henson und Paul Kieffer
Täglich passiert es immer wieder auf dieser Welt: Bei einem Überholversuch auf einer Landstraße gerät ein Auto außer Kontrolle und stößt mit einem entgegenkommenden Wagen frontal zusammen; bei dem Unfall stirbt eine Familie. Eine Mutter stirbt an Brustkrebs und hinterläßt verstörte Kinder und einen trauernden Ehemann; ein Säugling stirbt an einem Geburtsfehler; eine alte, gütige Frau stirbt friedvoll im Schlaf; ein verzweifelter Teenager begeht Selbstmord.
Vielleicht wäre der Tod erträglicher, wenn er vorhersehbar oder konsequent wäre. Er ist aber unberechenbar und scheint oft ungerecht. Wir wollen nicht sterben und wir wollen nicht, daß die Menschen, die wir lieben, sterben.
Es überrascht daher nicht, daß wir die Auseinandersetzung mit dem Tod bzw. dem Verlust eines geliebten Menschen scheuen. Meist befassen wir uns damit erst dann, wenn ein Trauerfall vorliegt. Dann stellen sich Fragen, an die wir sonst nur ungern denken: Wie sollen wir mit unserer Trauer fertig werden? Und wie sollen wir trauernde Menschen ermutigen?
Trauer ist immer ein sehr persönliches und traumatisches Erlebnis. Beim Umgang mit der Trauer kann es für uns hilfreich sein, den Vorgang des Trauerns zu verstehen. Zu diesem Thema haben diverse Autoren verschiedene Stadien des Trauerns identifiziert, einschließlich Verneinung, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz.
In diesem Artikel bieten wir einen kurzen Überblick über eine jede dieser Stufen, damit unsere Leser besser gerüstet sind, mit einem Todesfall fertig zu werden. Dabei gilt es zu bedenken, daß ein trauernder Mensch diese Stufen nicht unbedingt in dieser Reihenfolge erleben wird. Es gibt keine genaue „Terminplanung“ bei der Trauerbewältigung. Der eine mag einige, aber nicht alle dieser Stufen erleben. Ein anderer mag mehr als eine Stufe gleichzeitig erleben. Eine Stufe beim Trauern zu erleben bedeutet nicht unbedingt, daß sie dann vollständig abgeschlossen ist – manch ein Trauernder kehrt zu einer anscheinend bereits abgeschlossenen Stufe zurück. Für das Trauern gibt es eben kein allumfassendes Beispiel, das die Erlebnisse aller Menschen definiert.
Stufen der Trauer: Verneinung
Ein in Verneinung befindlicher Trauernder erlebt körperliche Reaktionen wie Schweißausbrüche, Schwächeanfälle, Übelkeit, einen erhöhten Pulsschlag – Reaktionen, die auch andere Opfer von Schock erleben. Der Verstand und die Emotionen werden überwältigt, und manche Trauernden können die Realität des Todes einfach nicht akzeptieren.
Einige ziehen sich von ihrem Umfeld zurück. Andere meinen, einen Alptraum zu erleben, von dem sie bald erwachen werden. Vielleicht sind solche Reaktionen Gottes Weg, uns eine Schutzzone zu ermöglichen. Gerade in dieser Zeit können wir mit dem Prozeß anfangen, unsere Gefühle auf eigene Weise und im eigenen Tempo zu sortieren.
Bei dieser Stufe des Trauerns sind ein paar wichtige Prinzipien zu beachten. Zunächst ist es hilfreich, über die eigenen Gedanken und Gefühle zu sprechen. Durch ihren Verlust empfinden trauernde Menschen tiefen Schmerz. Sie bedürfen eines Heilungsprozesses und der Fürsorge. Sie können Ihren Freunden und Bekannten, die Sie in dieser Zeit unterstützen, dadurch helfen, indem Sie sie über ihr Erleben der Trauer sprechen lassen. Wir können helfen, indem wir sie ermutigen, offen über ihre Trauer und die Umstände des Todes des geliebten Menschen zu reden.
Wir können sie nach den Erlebnissen fragen, die sie in der Beziehung zu der verstorbenen Person genossen – was die Person als besonderen Menschen auszeichnete und warum sie die Person liebten. Um das Trauern erträglicher zu machen, sollen Trauernde sich frei fühlen, vom Herzen zu sprechen und ihre Gefühle und ihre durch den Tod verursachte Einsamkeit mitzuteilen.
In solchen Zeiten ist die Hilfe von Freunden und der Familie von unschätzbarem Wert: „Ein Freund liebt allezeit“ (Sprüche 17,17), und „Es gibt Freunde, die hangen fester an als ein Bruder“ (Sprüche 18,24). Der Tag kann kommen, wenn sie in der Lage sein werden, uns in der gleichen Weise zu helfen.
Ganz gleich wie tief sie ihren Schmerz empfinden, sollen wir sie wissen lassen, daß sie nicht allein sind, daß andere Menschen ähnliche Verluste erlitten haben und bereit sind, ihre Trauer mitzutragen, wenn man sie läßt. Oft leiden die physischen Bedürfnisse der Trauernden unter ihrer Trauer. Sich für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu sorgen ist oft der letzte Gedanke, der ihnen einfällt. Dabei können wir ihnen helfen, indem wir sie an den Wert ihres Lebens erinnern.
Während des Trauerns kann sehr schnell ein physischer und emotionaler Abbau eintreten. Trauernde sollen in der Zeit ihres Trauerns auf ausgewogene Ernährung achten. Außerdem kann körperliche Bewegung zum Abbau von Streß, Frustration und Zorn beitragen. Hinzu kommt, daß durch sie der Appetit angeregt und gesunder Schlaf gefördert wird. Trauernde brauchen auch Ruhe, denn das Trauern ist erschöpfend. Nicht genügend Ruhe zu bekommen kann den Prozeß des Trauerns erschweren.
Stufen der Trauer: Zorn
Wenn die Phase des Verneinens aufzuhören beginnt, neigen wir dazu, jemanden – irgend jemanden – für unseren Verlust und unseren Schmerz verantwortlich zu machen. Unser Zorn, der sich auf diese Weise ausdrücken kann, ist nicht rational. Es kann sogar vorkommen, daß wir gegenüber der verstorbenen Person Zorn empfinden, weil sie unseren Verlust ausgelöst hat. Wir mögen zornig sein wegen des Zeitpunkts des Todes. Wenn wir trauern, kann sich Zorn gegen Autoritätspersonen richten – den Arzt, das Krankenhauspersonal, andere Angehörige oder sogar gegen Gott. Wir mögen uns fragen, warum Gott nicht eingriff, um den Tod zu verhindern. Unser Zorn kann auch Schuldgefühle aufkommen lassen.
Zorn ist ein mächtiges Gefühl. Er kann negatives Verhalten auslösen oder zu unserem Vorteil genutzt werden. In Epheser 4, Vers 26 ermahnt uns Gott: „Zürnt ihr, so sündigt nicht.“ Wir können die von unserem Zorn herbeigeführte „Energie“ in positive Bahnen lenken. Zum Beispiel können wir die Arbeiten in der Wohnung erledigen, die wir auf die lange Bank geschoben hatten. Ein neues Hobby oder Fortbildung kann uns helfen, unsere Gefühle positiv zu nutzen. Eine ausgezeichnete Möglichkeit, unseren Zorn abzubauen, besteht darin, anderen Menschen zu helfen. Anderen zu helfen erleichtert ihre Bürde und erleichtert unsere emotionale Last während unseres Trauerns.
Stufen der Trauer: Verhandeln
Die Stufe des Verhandelns bringt es oft mit sich, daß Trauernde mit Gott verhandeln wollen. Sie stellen sich vor, daß Gott alles wieder so herstellen wird, wie es früher war, wenn sie Gott gegenüber Versprechen ablegen. Bei dieser Stufe des Trauerns fängt man oft an, den Tod des geliebten Menschen zu verstehen, was ein normaler Teil des Heilungsprozesses ist. Trauernde gelangen an den Punkt, wo sie erkennen, daß es mit dem Tod kein Verhandeln gibt. Nur durch die Akzeptanz der Tatsachen kann die Wirklichkeit des Todes in Hoffnung und positive Handlungen umgewandelt werden.
Bei ihrer Suche nach Verständnis sollten Trauernde die Informationsquelle nicht vernachlässigen, die die Antworten auf die wichtigen Fragen beinhaltet, die sie stellen: Gottes Wort, die Bibel. Gott möchte nicht, daß wir in Trauer „ersticken“ oder ganz ohne Hoffnung sind. In diesem Sinne ermahnt uns der Apostel Petrus: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ (1. Petrus 5,7).
Stufen der Trauer: Depression
Schließlich setzt die Realität ein. Wir werden mit der Notwendigkeit konfrontiert, das Leben ohne unseren geliebten Menschen fortzusetzen. Es ist allzu einfach, uns mit Vorstellungen darüber zu plagen, was hätte sein sollen oder können.
Für viele kann die durch einen Todesfall ausgelöste Depression die schwierigste Phase des Trauerns sein. Zu den Symptomen der Depression gehören Melancholie, Gleichgültigkeit gegenüber dem persönlichen Umfeld und Desinteresse an Essen und Schlafen. Gefühle der Schuld, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit kommen häufig vor.
Während dieser Stufe des Trauerns sollen wir an die positiven Aspekte des Lebens denken, das wir mit unserem Verstorbenen teilen durften. Erinnerungen dieser Art sind Gold wert. Niemand kann uns die Erinnerungen an frühere Erlebnisse mit dem Verstorbenen nehmen. Diese Erinnerungen können ein Schatz sein, der Teil des Erbes ist, das der Verstorbene uns hinterläßt.
In unserer Trauer brauchen wir niemals allein zu sein. Gott ist mit uns, auch dann, wenn wir trauern: „Denn der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen. So können auch wir getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten“ (Hebräer 13,5-6).
In diesen Zeiten dürfen wir nicht vergessen, unsere Beziehung mit Gott zu pflegen. Er kann uns helfen, mit Trauer fertig zu werden. Wir können ihn um Kraft und Mut bitten: „Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,16). Er ist „der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal“ (2. Korinther 1,3-4).
Stufen der Trauer: Akzeptanz
Schließlich gelangen wir an den Punkt, wo wir verstehen und akzeptieren, daß ein neues Kapitel in unserem Leben beginnt. Wir gewöhnen uns an eine neue Routine. Neue Realitäten erfordern eine Anpassung, denn sie stellen eine neue Lebenssituation dar. Durch die Erfahrung des Todes und des Trauerns sind wir stärker und reifer geworden, weil wir mit dieser schwierigen Situation konfrontiert wurden und damit fertig geworden sind. Der Heilung einer physischen Wunde ähnlich, kehrt unser emotionales Gleichgewicht nach und nach zurück.
Die Zeit, die für den Heilungsprozeß notwendig ist, kann für jeden Menschen anders sein. Einige werden Gefühle wie Schuld, Depression oder Zorn lange Zeit nach dem Tod empfinden. An sich ist dies nicht unbedingt negativ. Es bedeutet nur, daß die geliebte Person das Leben der Trauernden stark beeinflußte und sie immer noch vermißt wird. Solche Gefühle sind zu erwarten – sie sind normal. Keiner kann einen lieben Menschen voll ersetzen. Aber der Zeitpunkt wird kommen, wenn wir bereit sind, voranzuschreiten und neuen Herausforderungen zu begegnen.
Zeit ist ein großer Heiler. Dies trifft besonders beim Verlust eines geliebten Menschen zu. In einer Rede 1859 vor der Agrar-Gesellschaft des US-Bundesstaates Wisconsin sagte der spätere US-Präsident Abraham Lincoln: „Es wird gesagt, daß ein östlicher Monarch seine Weisen einst beauftragte, ihm einen Satz vorzulegen, der zu allen Zeiten und in allen Situationen ihm immer vor Augen sein sollte. Sie legten ihm den Satz vor: ,Auch dies wird vergehen.‘ Wie ausdrucksvoll dieser Satz ist! Wie zurechtweisend in der Stunde des Stolzes! Wie tröstlich in den Tiefen der Anfechtung!“
Wenn das Leben nach dem Tode einer lieben Person noch so freudlos aussehen mag, müssen wir uns daran erinnern, daß auch dies vergehen wird. Die Freude am Leben wird zurückkehren. Einst schrieb König Salomo: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde ... sterben hat seine Zeit ... heilen hat seine Zeit ... weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit“ (Prediger 3,1-4). Emotionale Heilung wird stattfinden. Es wird wieder eine Zeit zum Singen, zum Lachen und zum Tanzen geben.
Das Geheimnis des Todes
Der Tod ist immer des Menschen Feind gewesen. Er verursacht Einsamkeit, Traurigkeit und Desorientierung. Aber der Tod braucht kein Geheimnis bzw. emotional total niederschmetternd zu sein. In seiner großen Liebe für uns hat Gott die Antworten auf einige der wichtigsten Fragen der menschlichen Existenz offenbart: Was ist Leben? Was ist der Tod? Was geschieht nach dem Tode?
Beim Tod eines lieben Menschen können wir das Empfinden des Verlustes weder leugnen noch schmälern. Trotzdem können uns die Antworten auf diese Fragen helfen, mit einem durch den Tod verursachten Verlust fertig zu werden. Es gibt jedoch viele abergläubische Ideen und alle möglichen Vorstellungen über den Zustand der Toten. Viele lassen sich gerne Angst einjagen durch Bücher und Spielfilme, in denen Gespenster und andere zwielichtige Gestalten verstorbener Menschen vorkommen. In solchen Darstellungen geschieht es oft, daß die Verstorbenen als Gespenster oder Engel zur Erde zurückkehren, um irgendwelche letzten Wohltaten zu vollbringen oder um Menschen aus schwierigen Lebenslagen heraus zu retten. Zeichentrickfilme unterhalten unsere Kinder mit Ideen über Tiere, die in den Himmel kommen, oder über die Streiche freundlich gesinnter Gespenster.
Sicher, viele Religionsgemeinschaften lehren, daß der Verstorbene sofort nach dem Eintreten des Todes entweder in den Himmel oder in die Hölle fährt. Die Wirklichkeit darüber, was nach dem Tode tatsächlich geschieht, ist aber ganz anders. Es gibt keine Gespenster verstorbener Menschen, die umherirren und Häuser besetzen, Menschen verschrecken oder Rache suchen oder ihnen sogar helfen. Die Bibel beinhaltet keinen Hinweis auf die Toten und deren ewigen Verbleib im „Himmel“ oder in der „Hölle“.
Viele Mißverständnisse über den Tod haben unmittelbar mit der „Seele“ zu tun. Was ist eine Seele? Existiert sie? Wenn sie existiert, ist sie etwas anderes als der physische Körper? Lebt sie nach dem Tode weiter? Das hebräische Wort, das im Alten Testament am häufigsten mit „Seele“ oder „lebendiges Wesen“ übersetzt wird, ist nephesch. Diverse Nachschlagewerke definieren dieses Wort als ein „atmendes Lebewesen“. In der Bibel bedeutet dieses Wort gewöhnlich genau das – ein atmendes Lebewesen. Gelegentlich hat es eine sinnverwandte Bedeutung wie Atem, Leben oder Person.
Vielleicht überrascht es Sie zu erfahren, daß nephesch in der Bibel sowohl menschliches als auch tierisches Leben bedeuten kann. Zum Beispiel heißt es in der Beschreibung der Erschaffung des Lebens im Meer: „Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war“ (1. Mose 1,21; alle Hervorhebungen durch uns). Das in diesem Vers mit „Getier“ übersetzte Wort ist nephesch. Nach der Bibel wurden diese „Seelen“ – Tiere – vor dem Menschen erschaffen.
Die erste Stelle, in der mit nephesch menschliches Leben gemeint ist, finden wir im zweiten Kapitel von 1. Mose: „Da bildete Gott der Herr den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und also ward der Mensch eine lebendige Seele“ (1. Mose 2,7; Schlachter-Bibel).
Das in diesem Vers mit „Seele“ übersetzte Wort ist wieder das hebräische Wort nephesch. In anderen Bibelübersetzungen wird an dieser Stelle das Wort „Wesen“ bzw. „Person“ benutzt. Es heißt auf jeden Fall nicht, daß Adam eine unsterbliche Seele hatte, sondern daß Gott Adam den „Odem des Lebens“ einblies und daß Adam zu einer lebendigen Seele wurde. Als der Odem des Lebens von Adam am Ende seines Lebens wich, starb er und wurde wieder zu Staub. Im Tod hörten sein Leben und sein Bewußtsein gleichzeitig auf.
Die Seele (nephesch) ist nicht unsterblich, denn sie stirbt. Dies ist die klare Lehre der Bibel. Durch den Propheten Hesekiel offenbart Gott: „Seht, alle Seelen sind mein! Wie die Seele des Vaters mein ist, also ist auch die Seele des Sohnes mein. Die Seele, welche sündigt, soll sterben!“ (Hesekiel 18,4; siehe auch Vers 20; Schlachter-Übersetzung). Wieder ist das Wort für „Seele“ in diesem Vers nephesch. Hesekiel stellt fest, daß die Seele sterben kann. Sie ist sterblich und in keiner Weise unsterblich, denn sie ist dem Tode unterworfen.
Die Bibel benutzt die Analogie des Schlafs, um den Tod zu beschreiben. Wie können verstorbene Menschen in ihren Gräbern schlafen und ohne Bewußtsein sein – wie die Bibel ja offenbart –, wenn sie angeblich gleichzeitig im Himmel sind und auf uns herabblicken (bzw. in der Hölle sind und zu uns heraufschauen)?
Salomo bemerkte, daß die Toten ganz ohne Bewußtsein bzw. Erkenntnis sind: „Denn die Lebenden wissen, daß sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts“ (Prediger 9,5). Ein Verstorbener ist ohne Bewußtsein und nimmt das Verstreichen der Zeit nicht wahr.
Ewiges Leben besiegt den Tod
Der Tod mag unausweichlich sein, dennoch ist er kein endgültiger Schlußstrich. Durch eine Auferstehung wird Gott uns mit Familienangehörigen und Freunden wieder vereinen und allen Menschen, die jemals gelebt haben, seine Verheißungen zugänglich machen. Jesus sprach von einer kommenden Zeit des Gerichts, wenn alle Menschen seine Lehren verstehen werden. Menschen aus allen Generationen werden gleichzeitig wieder leben und gerichtet werden.
Was bedeutet es, gerichtet zu werden? Werden die Menschen, die zum Gericht auferstehen, sofort belohnt oder verurteilt werden nach dem, was sie in ihrem Leben vor der Auferstehung getan haben? Gericht bedeutet mehr als nur Urteilsverkündung. Gottes Gericht ist ein Prozeß, der über eine bestimmte Zeitspanne stattfindet und schließlich zu einer endgültigen Entscheidung für oder gegen Gott führt.
Die allermeisten Menschen in der Geschichte lebten und starben, ohne Gott und seinen Plan wirklich kennengelernt zu haben. Zu der von Jesus beschriebenen Zeit des Gerichts werden die Menschen aus verschiedenen Zeitaltern zur gleichen Zeit wieder leben und die Wahrheit über ihn und die wahre Bestimmung für das menschliche Leben erfahren.
Danach kommt schließlich auch die Zeit, wenn der Tod selbst verbannt wird. Bei seiner Beschreibung der Auferstehung bezog sich der Apostel Paulus auf das Buch Hosea. „Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1. Korinther 15,53-55).
Das Wissen um Gottes Plan für die ganze Menschheit und um die vorübergehende Trennung durch den Tod ist ein großer Trost für uns. Durch die von Gott verheißenen Auferstehungen werden wir mit unseren Lieben wieder vereint werden.
Wie kann man Trauernden helfen?
Ist Ihnen das auch schon mal passiert? Sie erfahren, daß ein Bekannter oder Freund einen Todesfall in der Familie hat. Sie wollen helfen, wissen aber nicht so recht, wie. Oft ist dieses Empfinden eine natürliche Reaktion auf den Tod schlechthin, dem wir nur ungern begegnen. Andererseits kann unser vermeintliches Unvermögen auf die falsche Vorstellung zurückzuführen sein, daß man einem Trauernden nur dann helfen kann, wenn man psychologisch geschult ist. Nachfolgend sind einige praktische Möglichkeiten, um unseren trauernden Freunden und Verwandten zu helfen:
• Aufmerksam zuhören. Eine schwere Last liegt auf den Herzen und Gedanken trauernder Menschen. Sie müssen wissen, daß sie trauern können, ohne kritisiert oder gerichtet zu werden – besonders von den Menschen, denen sie ihre tiefsten Gedanken anvertrauen. Wir sollten uns keine Gedanken machen über unsere Worte oder darüber, daß wir etwas Tiefgründiges sagen müssen. Das ist es nicht, was trauernde Menschen brauchen.
• Mitgefühl zeigen. Wir zeigen unser Mitgefühl für andere Menschen, indem wir ihr Leiden erkennen und ihnen helfen wollen, dieses Leiden zu lindern. Wir können mitfühlende Menschen sein, indem wir bei den täglich anfallenden Aufgaben helfen. Wie wissen wir, was wir tun sollen? Ganz einfach dadurch, indem wir fragen!
Wir können zum Beispiel Freunde und Familienangehörige über den Todesfall informieren. Wir können bei den Vorbereitungen mithelfen, die vielen Trauergäste zu empfangen, die zur Beerdigung erwartet werden. Wir können helfen, die Verpflegung dieser Gäste zu koordinieren. Wir können anbieten, auf die Kinder der Familie aufzupassen, damit die Eltern Zeit für sich haben. Es gibt viele praktische Möglichkeiten zur Hilfeleistung.
• Nach der Beerdigung in Kontakt bleiben. Nach der Beerdigung sollen wir die Trauernden nicht vergessen. In den Tagen unmittelbar nach dem Tod eines geliebten Menschen werden sie viel Unterstützung und Zuspruch erfahren. Aber wer wird nach einer Woche, einem Monat oder einem Jahr da sein, um ihnen mit Mitgefühl zuzuhören?
Erst nach der Rückkehr zur normalen „Tagesordnung“ merken die Hinterbliebenen, wie sehr ihnen die verstorbene Person fehlt. Das ist die Zeit, wenn die Trauernden unsere Unterstützung am meisten brauchen.
Die „unsterbliche Seele“ in nichtchristlichen Kulturen
In der Theologie des modernen Christentums spielt die „unsterbliche Seele“ eine wichtige Rolle, obwohl dieser Ausdruck nirgends in der Bibel zu finden ist und den ersten Christen als biblische Lehre unbekannt war. Was ist der wahre Ursprung dieser Lehre?
Das Konzept von der angeblichen Unsterblichkeit der Seele wurde zuerst im alten Ägypten und in Babylon gelehrt. „Der Glaube an das Weiterleben der Seele nach der Auflösung des Körpers ist ... Spekulation [und] ... keine ausdrückliche Lehre der Heiligen Schrift ... Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele wurde den Juden durch die griechische Philosophie gebracht, vornehmlich durch ihren Hauptbefürworter Platon (428-348 v. Chr.), der selbst durch die Orphik und die Eleusinischen Mysterien darauf kam, in denen babylonische und ägyptische Ansichten auf merkwürdige Weise vermischt wurden“ (Jewish Encyclopedia, Funk and Wagnalls, New York, 1941, Band VI, „Immortality of the Soul“, Seite 564, 566).
Der griechische Philosoph Platon lehrte, daß sich eine „unsterbliche Seele“ beim Tod vom Körper trennt.
Die International Standard Bible Encyclopedia kommentiert die Sichtweise des alten Israels zur Seele wie folgt: „Wir werden mehr oder weniger durch die griechische bzw. platonische Vorstellung beeinflußt, daß der Körper stirbt, die Seele hingegen unsterblich ist. Diese Vorstellung widerspricht ganz dem israelitischen Bewußtsein und wird nirgends [im Alten Testament] gefunden“ (Eerdmans, Grand Rapids, 1956, Band II, Stichwort „Death“, Seite 812).
Als das Evangelium Christi der römischen und griechischen Welt gepredigt wurde, wurde auch das frühe Christentum von griechischen Philosophien beeinflußt. Ca. 200 Jahre nach dem Ableben der ersten Christengeneration entwickelte sich die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele zu einer Kontroverse in der Kirche.
Das Evangelical Dictionary of Theology beschreibt, wie Origenes, ein früher und einflußreicher Theologe, von griechischem Gedankengut beeinflußt wurde:
„Spekulationen über die Seele in der Zeit nach den Aposteln wurden von griechischer Philosophie stark beeinflußt.
Als Beleg dafür dient Origenes’ Akzeptanz der platonischen Lehre von der Präexistenz der Seele, die ursprünglich reiner Verstand (griechisch: nous) war, der aufgrund seines Abfalls von Gott zur Seele abgewertet wurde (griechisch: psyche), als er seine Beteiligung am göttlichen Feuer verlor, indem er auf die Erde blickte“ (Baker Book House, Grand Rapids, 1992, Stichwort „Soul“, Seite 1037).
Diese Beispiele aus der weltlichen Geschichte offenbaren, daß das Konzept von der Unsterblichkeit der Seele ein antiker Glaube vieler heidnischer Religionen war, jedoch keine biblische, hebräische oder apostolische Lehre ist.